Für bessere Geburtshilfe Das Hebammen-Studium soll jetzt zur Pflicht werden

Düsseldorf · Der Bundesrat entscheidet an diesem Freitag. Der Berufsverband fürchtet Hickhack um die Kosten für die Studienplätze.

Für viele junge Mütter sind die Hebammen nach einer Geburt unverzichtbar. Wie sie richtig helfen, sollen die künftig studieren.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Der Bundesrat soll an diesem Freitag die Hebammenausbildung in Deutschland auf neue Füße stellen. Künftig sollen die Geburtshelfer ihren Beruf ausschließlich an Hochschulen erlernen – in anderen Staaten der Europäischen Union längst Standard. Die Ziele: eine höhere Qualität der Arbeit, eine stärkere Einbindung wissenschaftlicher Erkenntnisse, mehr Anerkennung für den Berufsstand – und durch eine gesteigerte Attraktivität auch mehr Nachwuchs. Der NRW-Landesverband der Hebammen indes fürchtet, dass die Reform an ihren überschaubaren Kosten scheitert.

Aus Nordrhein-Westfalen dürfte das Gesetz im Bundesrat grünes Licht erhalten. Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) verkündete – wohl kaum zufällig – erst in dieser Woche, dass die Absolventen der ersten NRW-Modellstudiengänge den Weg in die berufliche Praxis gefunden hätten, mehr als die Hälfte der Studenten aus der Hebammenkunde arbeiteten im Krankenhaus. Laumann forderte nachdrücklich, das Studium gehöre jetzt im Bundesgesetz verankert: „Oder anders ausgedrückt: Aus Modellstudiengängen müssen Regelstudiengänge werden.“

Für Barbara Blomeier, Vorsitzende des Landesverbandes der Hebammen, sind solche Statistiken „Wasser auf unsere Mühlen“. Denn Kritiker der Reform hätten zuvor Befürchtungen geschürt, die akademisch ausgebildeten Hebammen könnten dann auch akademische Karrieren anstreben, statt in die Kreißsäle auszuströmen, wo sie so dringend gebraucht werden. Zwar gebe es mit der Hochschule für Gesundheit in Bochum erst einen Anbieter des Hebammenstudiums und eine kleine Gruppe von Absolventen. Doch Blomeier glaubt: „Man sieht schon den Trend.“

Gibt es jetzt Stillstand, könnte
die Personalnot wachsen

Das könnte auch daran liegen, dass studierte Hebammen nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) in vielen Krankenhäusern jetzt mehr verdienen, die Pauschalen für Freiberuflerinnen in der Vor- und Nachsorge allerdings unabhängig vom Abschluss gleich bleiben. Und: Bisher hätten die Azubis ihre Praxiseinheiten vor allem an den Kliniken absolviert, an denen die Hebammenschulen sitzen. Die Studierenden hingegen würden in Kreißsäle im ganzen Land verstreut; da viele nach dem Studienabschluss dorthin zurückkehrten – aufgrund positiver Erfahrungen oder Freundschaften im Kollegenkreis –, könne die Ausbildungsreform auch eine Chance gegen den Hebammenmangel in der Fläche sein.

Dennoch fürchtet der Landesverband weitere Verzögerungen beim Gesetz. Denn der Kulturausschuss des Bundestages empfehle dem Bundesrat, die Kostenfrage für die Hebammenstudienplätze im Vermittlungsausschuss zu klären – es wären die einzigen Kosten, die den Ländern entstehen, da die praktische Ausbildung weiter über den Ausbildungsfonds der Krankenkassen finanziert wird. Laut Hebammenverband geht es für NRW um die Kosten für etwa 150 Studienplätze pro Jahr – ein „sehr überschaubarer Kostenaufwand“. Der Verband ruft die Länder auf, das Gesetz daran nicht scheitern zu lassen und so einen Stillstand an den Hochschulen, die Studienplätze einrichten wollen, herbeizuführen. Sonst würden die Personalengpässe in der Geburtshilfe am Ende nicht kleiner, sondern größer. Schließlich sei das Ende an den Hebammenschulen des Landes bereits eingeleitet.