Bei ungesunden Kinderlebensmitteln früh Grenzen setzen
Düsseldorf (dpa/tmn) - Giftgrüne Puddings, Frühstücksflocken mit Spielzeugzugabe, Wurst in Bärchenform: Das Angebot an Lebensmitteln speziell für Kinder ist groß. Doch häufig sind sie für die Kleinen keine gesunde Kost.
Eltern sollten daher beim Einkauf skeptisch bleiben.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat speziell für Kinder angepriesene Lebensmittel unter die Lupe genommen und schlägt Alarm - die Produkte seien meist ungesunde Kalorienbomben. Fast drei Viertel von 1500 untersuchten Produkten für Kinder seien „süße und fettige Snacks“ gewesen, die nur sparsam verzehrt werden sollten, teilte Foodwatch am Dienstag (13. März) in Berlin mit. Produkte, die man reichlich essen kann, wie verarbeitetes Obst, Nudeln oder Säfte, waren nur zu zwölf Prozent unter der Stichprobe.
Eltern sollten bei extra für Kinder angebotenen Lebensmitteln daher immer auf die Nährwerte achten. Außerdem sollten sie ihren Kindern früh vermitteln, dass sie den Großteil solcher Speisen nur selten essen dürfen - etwa als Nachtisch. „Die meisten dieser Produkte müssen als Süßigkeiten gelten, auch wenn sie nicht als solche beworben werden“, sagt Gabriele Graf von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. „Sie sind stark überzuckert und sehr fettig.“
Als ungesund gelten laut Graf Speisen mit einem Zuckergehalt von 12,5 Gramm pro 100 Gramm. „Beim Fettgehalt ist es schwierig, pauschale Richtwerte zu formulieren“, so Graf. „Produkte mit Frischkäse dürfen zum Beispiel ruhig etwas mehr Fett haben. Aber ein Pausenriegel, der zu über einem Viertel aus Fett besteht, ist schon kritisch.“
Formulierungen wie „für Kinder geeignet“ oder „idealer Pausensnack“ sind nicht geschützt und damit nicht aussagekräftig. „Auch die zuckrigste Limonade kann behaupten, sie sei für Kinder geeignet“, erläutert Graf. Ähnlich unverbindlich ist das Werbeversprechen, „das Beste aus der Milch“ zu liefern. „Meist findet sich in den Produkten nur Milchpulver, das sollte man überprüfen“, warnt die Ernährungsexpertin.
Auch bei der „Extraportion Vitamine“ sollten Eltern skeptisch bleiben: „Es werden sehr verschiedene Ernährungstabellen dafür angesetzt. Da wird der Bedarf einer erwachsenen Frau mit einem Kind verglichen.“ Bei den Zusatzvitaminen handele es sich zudem meist um künstlich zugesetzte Stoffe in zu hoher Dosierung.
Auch auf Fertigspeisen speziell für Kleinkinder sollten Eltern verzichten. „Es gibt zum Beispiel immer mehr Fruchtsorbets in Flaschen, die Kleinkinder heraussaugen sollen. Aber wenn sie mit einem Jahr nicht mit dem Kauen anfangen, entwickeln sich die Kiefermuskeln nicht ausreichend.“
Doch was ist, wenn Kinder nur noch den giftgrünen „Action-Pudding“ essen und nicht mehr auf die süßen, bunten Kalorienbomben mit Spielzeug als Dreingabe verzichten wollen? „Das Kind darf ruhig mal etwas Ungesundes essen, das kann man ihm auch so sagen“, rät Graf. „Aber dem Kind muss auch klar sein: Ich kann das nicht dauernd essen, das ist nur ein Nachtisch.“
Mit ein paar Tricks können die Kleinen an natürliche Lebensmittel gewöhnt werden. Fertig gemischtem, zuckrigem Fruchtjoghurt kann beispielsweise immer mehr Naturjoghurt beigefügt werden. „Oder wenn das Kind gewohnt ist, auf dem Pausenhof Limonade zu trinken, kann man das mit einer süßen Apfelschorle kompensieren“, empfiehlt Graf. „So schafft man eine langsame Entwöhnung und kann schrittweise die Schorle durch klares Wasser ersetzen.“
Wichtig sei auch, den Kindern den Unterschied zwischen Werbung und Realität zu verdeutlichen. „Kinder können schon sehr früh Marken erkennen und unterscheiden. Sie binden sich dann an ihre Lieblingsmarken und die Versprechungen aus der Werbung. Man muss ihnen aber klarmachen, dass die Werbung oft nicht einhält, was sie verspricht.“