Bitte nur in Maßen: Vergiftungsgefahr durch Morcheln

Hannover (dpa/tmn) — Endlich Frühling, endlich Morchelzeit! Speisemorcheln zu finden, ist der Traum des Pilzsuchers. Doch die Leckerbissen aus den Auwäldern können auch Vergiftungen auslösen. Giftexperten raten: Nicht zu viele und nur frische Fruchtkörper essen!

Hannover (dpa/tmn) — Endlich Frühling, endlich Morchelzeit! Speisemorcheln zu finden, ist der Traum des Pilzsuchers. Doch die Leckerbissen aus den Auwäldern können auch Vergiftungen auslösen. Giftexperten raten: Nicht zu viele und nur frische Fruchtkörper essen!

Der übermäßige Genuss von Speisemorcheln und besonders der Verzehr von alten und angegammelten Exemplaren kann zu einem neurologischen Vergiftungssyndrom führen. Es macht sich unter anderem durch Unwohlsein, Kreislaufprobleme oder Durchfall bemerkbar. Nach etwa zwölf Stunden sind die beängstigenden Beschwerden allerdings vorüber, wie der Toxikologe Prof. Siegmar Berndt von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) erläutert. Welche Stoffe dafür verantwortlich sind, ist bisher nicht geklärt. Beim Verdacht auf eine Pilzvergiftung wenden sich Betroffene am besten an einen Giftnotruf.

Morcheln wachsen im Frühjahr gut versteckt vor allem in Laub- und Auenwäldern auf nicht zu sauren Böden, manchmal auch im Gebüsch, auf Brandstellen oder Holzmulch. Auf dem hellen und hohlen Stiel tragen sie einen spitzen oder rundlichen, wabenartig aufgebauten Hut mit beige-gelben bis bräunlichen Farben. Neben der Speise- und der Spitzmorchel werden noch weitere Arten unterschieden. Verwechslungen sind eigentlich nur mit der giftigen Frühjahrslorchel möglich. Deren Hutoberfläche hat keine kleinen Kammern, sondern ist hirnwindungsartig nach außen gewölbt. Außerdem wächst die Frühjahrslorchel meist in sandigen Kiefernwäldern.

Weltweit werden Morcheln geschätzt und gesammelt. Die nur selten auftretenden neurologischen Vergiftungserscheinungen haben französische Forscher anhand von 300 Fällen aus 30 Jahren untersucht.
Demnach äußert sich das neurologische Syndrom im Mittel zwölf Stunden nach der Mahlzeit durch Zittern, Schwindel- oder Trunkenheitsgefühl und der Unsicherheit zu stehen und zu gehen, berichtete Berndt bei einem Treffen von Pilzsachverständigen in der Medizinischen Hochschule in Hannover. Es tritt auch gleichzeitig mit Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall auf. Beide Beschwerdeformen gibt es aber auch allein.

Der für die Vergiftungen verantwortliche Stoff — wahrscheinlich ein hitzebeständiges Neurotoxin, das beim Kochen nicht zerstört wird - ist bisher nicht identifiziert worden, erklärt Berndt. Nach seiner Ansicht ist die Konzentration des Giftstoffes in den Fruchtkörpern der Pilze vermutlich relativ gering, weshalb die Vergiftung nur nach dem Verzehr einer großen Morchelmahlzeit auftritt. „Mindestens sechs große Morcheln“ entsprechen Berndt zufolge dieser Menge.

Es könne auch sein, dass sich das Gift vor allem in älteren und schon etwas überständigen Pilzen bildet. Daher rät Berndt dringend, nur frische und unverdorbene Morcheln zu essen und angegammelte, muffig riechende Fruchtkörper wegzuwerfen — wenn das vielen Pilzsuchern auch schwer fällt.