Das hilft gegen Klinik-Keime
Ein Großteil der Infektionen ließe sich durch bessere Hygiene vermeiden. Patienten sollten sich nach den Richtlinien des Krankenhauses erkundigen.
Düsseldorf. Wer ein Krankenhaus aufsucht, will gesund werden. Doch immer wieder verunsichern Schlagzeilen über Hygiene-Skandale die Patienten, zum Beispiel über Infektionen durch „Krankenhaus-Keime“. „Unter der Überschrift ,Krankenhaus-Keime’ stellt sich der Laie Keime vor, die nur im Krankenhaus vorkommen.
Das ist ein Trugschluss: Die Keime, von denen hier die Rede ist, trägt jeder Mensch mit sich herum“, erklärt Klaus-Dieter Zastrow von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene. Im Mittel sind Zastrow zufolge etwa fünf Prozent der Krankenhaus-Patienten von einer solchen Infektion betroffen — das entspricht mehr als 800.000 Erkrankungen im Jahr.
In der Klinik geben Personal, Patienten und Besucher einander die Klinke in die Hand. Die Keime wandern munter von einem zum nächsten. Bei einer Operation, über einen Beatmungsschlauch, eine Kanüle oder einen Katheter gelangen die Erreger dann in die Wunde, das Blut oder die Lunge des Patienten.
Dort lösen sie eine Lungenentzündung, Herzkrankheit, Harninfektion oder sogar Blutvergiftung aus. Wie gefährlich eine solche Entzündung wird, hängt vom Zustand des OP-geschwächten Patienten ab. Aber auch vom Erreger: Besonders gefürchtet sind multiresistente Erreger wie MRSA, VRE und ESBL. Bei ihnen zeigt die Mehrzahl der Antibiotika keine Wirkung.
Ein großer Teil der Infektionen, aber auch enorme Folgekosten ließen sich vermeiden — durch bessere Hygienemaßnahmen nicht nur im OP, sondern auch bei der Visite und Wundinspektion am Tag danach sowie im Krankenhaus insgesamt. Voraussetzung für die strikte, flächendeckende Umsetzung von Hygienemaßnahmen wären einheitliche Vorschriften und deren Überwachung.
Die Patienten selbst können wenig zur Hygiene beitragen. Doch sie können sich immer vor einem geplanten Klinikaufenthalt über die dortigen Maßnahmen informieren. „Dass ein Krankenhaus über eine Abteilung für Hygienemanagement verfügt, ist alleine noch kein Zeichen dafür, dass es um die Hygiene im Haus hervorragend bestellt ist“, sagt Gastmeier.
„Aussagekräftiger sind Qualitätsberichte oder Internetseiten, wo dargestellt wird, in welchen Abteilungen mit welcher Regelmäßigkeit das Auftreten von Infektionen beziehungsweise multiresistenten Erregern statistisch erfasst und analysiert wird.“
Julia Nill, Gesundheitsberaterin bei der Verbraucherzentrale in Karlsruhe, empfiehlt: „Das Aufnahmegespräch ist eine gute Möglichkeit, auch über Hygiene zu sprechen. Der wichtigste Effekt solcher Gespräche ist das deutliche Signal: Mir ist Hygiene wichtig. „Je mehr Patienten fragen, umso mehr wird das Personal sensibilisiert.“ Zudem kann der Patient die Augen offen halten und auf Fehler hinweisen.