E-Zigarette, Hypnose und Co. nützen wenig gegen Nikotinsucht
Heidelberg (dpa/tmn) - Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag. Aufhörwilligen bieten sich zahlreiche Hilfsmittel an. Manch ein Raucher setzt seine Hoffnung auf die E-Zigarette. Deren Nutzen ist jedoch umstritten, Experten raten zu Alternativen.
Beim Thema Rauchentwöhnung kursieren die unterschiedlichsten Rezepte: Die einen schwören auf Seminare, wieder andere auf Akupressur, die nächsten auf Hypnose. Tatsache aber ist: Die Rückfallquote ist hoch. 60 Prozent der Raucher haben mindestens einmal versucht aufzuhören - der Anteil der Ex-Raucher in der Bevölkerung liegt nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg jedoch nur bei 26,5 Prozent. Ein Drittel der Bevölkerung qualmt weiter - trotz Verbots in Gaststätten und Kneipen, höherer Tabakpreise und verschärfter Warnhinweise auf den Packungen.
Gerade starke Raucher setzen ihre Hoffnung oft auf nikotinhaltige Ersatzpräparate - zu Unrecht, wie Martina Pötschke-Langer vom DKFZ sagt: „83 Prozent der Ex-Raucher haben aufgehört, ohne Hilfsmittel zu verwenden“, sagt die Medizinerin. „Gerade einmal 10,4 Prozent gaben beim Suchtsurvey 2012 an, mit Hilfe von nikotinhaltigen Präparaten von der Zigarette losgekommen zu sein.“ Davon nutzen lediglich 4 Prozent klassische Kaugummis und Pflaster, 6,4 Prozent die umstrittenen E-Zigaretten.
„Die große Gefahr bei E-Zigaretten ist das tiefe und häufige Inhalieren eines Chemiecocktails, von dem niemand genau weiß, was drin ist“, erklärt Pötschke-Langer. Zwar gebe es vereinzelt Hinweise, das selbst nikotinfreie E-Zigaretten einen positiven psychologischen Effekt bei der Rauchentwöhnung haben könnten. Allerdings sei die Datenbasis viel zu dünn für eine Empfehlung. „Zumal bereits selbst in angeblich nikotinfreien Liquids Nikotin nachgewiesen wurde.“ Durch zu heftiges Ziehen könne es außerdem zu Überdosierung mit medizinischen Konsequenzen kommen.
Anders sei die Situation bei Kaugummis und Pflastern: „Hier ist die Gefahr einer Überdosierung sehr gering“, sagt Pötschke-Langer. Nur wer den ganzen Körper zupflastert, müsse mit einem nikotinbedingten Atemstillstand rechnen. „Bei zu heftigem Kauen der Kaugummis kann es zu Übelkeit kommen. Hier gilt: kurz ankauen, dann in der Backentasche ruhen lassen.“ Insgesamt sei die Unbedenklichkeit dieser Präparate zwar in zahlreichen Studien belegt. Nikotin ist und bleibt jedoch ein starkes Nervengift.
Statt zu einer Ersatzdroge rät Martina Pötschke-Langer deshalb lieber zu Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen. „Wenn es beim ersten Mal nicht klappt, nicht verzweifeln: lieber noch mal probieren“, sagt die Expertin. Wenn dann noch Freunde und Familie den Rauchstopp unterstützen, sei das sicherste Weg in eine qualmfreie Zukunft.
Service:
Rauchertelefon: Das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg betreibt eine kostenfreie Beratungshotline für Raucher, die aufhören wollen. Sie ist von Montags bis Freitags zwischen 14 und 17 Uhr besetzt, Tel.: 06221/ 424200. Gebühren gemäß Telefontarif.