Experte: Schlaf hilft bei Depressionen nicht
München (dpa) - Depressive fühlen sich oft müde und kraftlos. Doch viel Schlaf hilft ihnen nicht. Das sagt der Psychiater Ulrich Hegerl. Er geht davon aus, dass genau das Gegenteil hilft - und zwar Schlafentzug.
Bei Therapien gegen Depressionen könne ein kontrollierter Schlafentzug die Stimmung der Patienten sogar kurzfristig stark verbessern, sagte der Direktor der Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Leipzig am Donnerstag (6. Oktober) bei einem Fachkongress in München.
Im Schlaflabor werden die Betroffenen dazu nach wenigen Stunden geweckt und bis zum nächsten Abend wachgehalten. Damit unterbrechen die Forscher den gestörten Nachtschlaf Depressiver und verhindern beispielsweise, dass sie stundenlang wach liegen. Am nächsten Tag fühlten sie sich deshalb deutlich besser. Ein Ziel der Forschung sei es nun, den positiven Effekt des Schlafentzugs dauerhaft zu erhalten, sagte Schlafforscher Axel Steiger vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München.
Schlafstörungen seien ein häufiges Symptom bei Depressiven, sagte Steiger. Auch das Fehlen von Emotionen und Appetit kann laut Psychiater Hegerl auf eine Erkrankung hinweisen. Einen bestimmten Auslöser wie Stress gibt es ihm zufolge nicht. „Das Leben bietet ununterbrochen Gelegenheiten, depressiv zu werden.“