Herzchirurgen: „Historischer Tiefstand“ bei Transplantationen
Freiburg (dpa) - Der Organspende-Skandal hat Wirkung hinterlassen: In Deutschland werden viel zu wenig Organe gespendet, klagen die Herzchirurgen. Die meisten Patienten hätten kaum eine Chance, zum Beispiel an ein Spenderherz zu kommen.
Die Herzchirurgen in Deutschland beklagen einen Mangel an Spenderorganen. Die Zahl der Herztransplantationen habe einen „historischen Tiefstand“ erreicht, teilte die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) in Freiburg mit. Als Grund nannte sie den Organspende-Skandal vom vergangenen Jahr. Dieser habe zu einer starken Verunsicherung und einem Rückgang der Zahl der Spenderherzen geführt. Eine Trendwende sei nicht absehbar.
„Ein normaler Patient hat kaum eine Chance, an ein Spenderherz zu kommen“, sagte DGTHG-Präsident Friedrich Wilhelm Mohr. Den bundesweit mehr als 1000 Patienten auf der Warteliste hätten zuletzt jährlich rund 320 Spenderherzen gegenübergestanden. „Die Organe, die gespendet werden, bleiben den besonders dringlichen Fällen vorbehalten.“
Im vergangenen Jahr seien in Deutschland 327 Herzen transplantiert worden, sagte Mohr. Dies sei der geringste Wert seit Beginn der Zählungen 1994. In dieser Zeit habe es im Schnitt pro Jahr mehr als 420 Transplantationen gegeben. Besonders stark sei der Rückgang in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres gewesen, nachdem der Organspende-Skandal Schlagzeilen gemacht hatte.
„Wir setzen auf eine stärkere Transparenz beim Organhandel, um wieder Vertrauen zu schaffen“, sagte DGTHG-Vizepräsident Jochen Cremer. So könne die Spendenbereitschaft wieder gesteigert werden.
Herz- und Kreislauferkrankungen sind laut der Gesellschaft Todesursache Nummer eins in Deutschland. Jeder zweite Todesfall sei die Folge einer Erkrankung des Herz- und Kreislaufsystems. In Deutschlands Krankenhäusern gibt es den Angaben zufolge jährlich rund 100 000 chirurgische Eingriffe am Herzen. Seit fünf Jahren sei diese Zahl stabil.