Kleine Helfer - große Wirkung: So funktionieren Insulinpumpen

Düsseldorf (dpa/tmn) - Manche Diabetiker müssen sich regelmäßig Insulin injizieren. Als Alternative zur Spritze bietet sich eine Insulinpumpe an. Aber die Behandlung mit diesem kleinen Gerät ist teuer.

Ein Geschäftsessen kann für Diabetiker unangenehm sein. Wer spritzt sich schon gerne in aller Öffentlichkeit Insulin? Mit einer Insulinpumpe genügen ein paar Knopfdrücke: Zwar muss der Blutzuckerspiegel vor der Mahlzeit auch weiterhin gemessen und die Kohlenhydratmenge des Essens abgeschätzt werden - aber den Rest übernimmt die Pumpe.

„Mit einer Insulinpumpe können die Insulinabgaberaten detailliert programmiert werden“, sagt Prof. Karsten Müssig von der Klinik für Stoffwechselkrankheiten am Universitätsklinikum Düsseldorf. „Deswegen kommt dieses Verfahren der körpereigenen Insulinfreisetzung näher als alle anderen Therapieformen.“ Bei der herkömmlichen Therapie für Typ-1-Diabetiker spritzt sich der Patient zwei verschiedene Präparate.

Aber manche Diabetiker bekommen ihren Blutzuckerspiegel so nicht in den Griff, haben stark schwankende Werte oder häufige und schwere Unterzuckerungen. „Für sie ist eine Insulinpumpe eine sinnvolle Alternative“, sagt Müssig, der das Klinische Studienzentrum am Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf leitet. Gleiches gelte etwa, wenn der Patient unter dem Dawn-Phänomen leidet, also unter einem starken Anstieg des Blutzuckerspiegels in den frühen Morgenstunden.

Moderne Pumpen sind handlich und etwa so groß wie ein Handy. Im Wesentlichen bestehen sie aus zwei Komponenten: In der Pumpe steuert ein Computer einen elektrischen Motor. Dieser transportiert das Insulin über ein Kathetersystem ins Unterhautfettgewebe.

„Insulinpumpen sind ausschließlich mit schnell wirkendem Insulin bestückt, das sie kontinuierlich in kleinen Dosen abgeben“, erklärt Prof. Manfred Dreyer vom Zentrum für Innere Medizin am Asklepios Westklinikum Hamburg. „Das ist der wesentliche Vorteil gegenüber der konventionellen Therapie.“

Denn der Patient kann die Dosis variieren: Wenn er Sport treibt und weniger Insulin braucht, kann er sie niedriger einstellen. Wenn er mehr braucht, weil er beispielsweise Medikamente einnimmt, kann er sie erhöhen. Die Folge sind bessere Blutzuckerwerte und eine stabilere Einstellung.

„Das Kathetersystem samt der Nadel muss alle zwei bis drei Tage gewechselt werden, sonst kann es schwere Infektionen auslösen“, sagt Dreyer. Ansonsten gebe es keine Bedenken dagegen. „Und wenn einmal Probleme auftauchen, senden die Geräte Warnsignale aus.“

Erfolgreich könne eine Pumpentherapie allerdings nur sein, wenn der Patient sich mit seiner Krankheit beschäftigt, wenn er motiviert ist und die Zusammenhänge kennt: „Wer eine Insulinpumpe möchte, weil er denkt, dass er dann nichts mehr mit seiner Krankheit zu tun hat, der ist auf dem Holzweg“, warnt Dreyer. Ob das Gerät sinnvoll ist oder nicht, hänge stark vom Einzelfall und den Lebensumständen ab: „Und das kann nur der behandelnde Diabetologe entscheiden.“

Der einzige Nachteil der Therapie ist ihr Preis. Die Pumpe allein kostet zwischen 3000 und 4000 Euro. Hinzu kommen die täglichen Kosten für Zubehör wie Katheter und Ampullen, die mit rund zwölf Euro doppelt so hoch sind wie bei der konventionellen Therapie. Deswegen übernehmen die Krankenversicherungen sie erst nach langer Prüfung. Der Patient benötigt dazu ein Gutachten des behandelnden Diabetologen und muss Blutzuckerprotokolle vorlegen.

„Typischerweise muss man seine Werte drei Monate lang dokumentieren“, sagt Norbert Kamps, Referent für Hilfsmittelversorgung beim Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes der Krankenkassen. „Wird der Antrag genehmigt, bekommt der Patient für eine Probezeit von meistens drei Monaten eine Insulinpumpe und muss an einer Schulung teilnehmen.“ Erst wenn er nach der Probezeit einen Therapieerfolg nachweisen kann, genehmigt die Kasse die Pumpe.