Medizinmesse: Gesundheitscheck per Smartphone
Düsseldorf (dpa) - Das Smartphone ist auch in der Medizintechnik auf dem Vormarsch. Die Handys mit Computerfähigkeiten werden zu mobilen Gesundheitsmanagern. Solche Hightech-Neuheiten sind auf der Medizinfachmesse Medica zu begutachten.
Es summt, piepst und rauscht im Ohr - Tinnitus quält nach Schätzungen jeden zehnten Erwachsenen. Ein winziges Gerät, kaum größer als eine Streichholzschachtel, soll Betroffene von den nervigen Ohrgeräuschen befreien. Die mit dem Deutschen Innovationspreis für Medizin ausgezeichnete Entwicklung ist eine der Neuheiten auf der Medizinfachmesse Medica (16. bis 19. November), auf der mehr als 4500 Aussteller in Düsseldorf ihre Hightech-Entwicklungen zeigen.
Vier Stunden am Tag soll der tinnitusgeplagte Patient den vom Arzt programmierten Neurostimulator tragen. Per Kopfhörer sendet das etwa 2700 Euro teure Gerät Töne in das Hörzentrum - das Gehirn soll den Tinnitus-Dauerton so verlernen. Bei Tests hätten rund drei Viertel der Patienten positiv auf die sechs- bis zwölfmonatige Behandlung reagiert, sagt Claus Martini, Geschäftsführer der Herstellerfirma ANM. 20 bis 30 Prozent der Patienten sprachen allerdings nicht auf die ungewöhnliche Therapie an.
Auf dem Vormarsch in Kliniken, Praxen und beim Patienten zu Hause sind Smartphones als Gesundheitskontrolleure. Die Deutsche Telekom bietet seit August Aufsätze für iPhones zur Kontrolle etwa von Blutzucker und Körpertemperatur an. Mit einem dazugehörigen Programm (App) können Diabetiker die Werte speichern und dem Arzt übermitteln. 99 Euro kostet ein Steckaufsatz, in den die Teststreifen gesteckt werden.
Per Infrarot funktioniert das Modul zur Körpertemperaturmessung (79 Euro), das einfach an die Stirn gehalten wird. Wer sein Gewicht ständig überwachen will, kann die Daten ebenso mit dem iPhone speichern wie den Blutdruck - Waage oder Messgerät werden angeschlossen.
In den Startlöchern steht die Früherkennung von Hautkrebs per Smartphone. Der Arzt kann durch einen Steckaufsatz mit Mikroskop Bilder von verdächtigen Muttermalen machen und diese an eine Internet-Plattform übermitteln, um sich die Zweitmeinung von Kollegen einzuholen.
Dennoch hat das Smartphone-Labor auch Grenzen. Nach Ansicht von Experten können die mobilen Applikationen nicht den Anspruch einer umfangreichen Klinikanalyse haben. Und Bedienungsfehler der Benutzer sind auch nicht auszuschließen.
Riesenfortschritte machen die Entwicklungen im Ultraschall. So können Schwangere lebensechte, dreidimensionale Farbfotos schon vom Ungeborenen im Mutterleib bekommen. Ein neues Ultraschallgerät bildet mit einer virtuellen Lichtquelle Hände, Füße und Gesichtszüge des Fötus so plastisch ab, dass schon vor der Geburt Ähnlichkeiten mit Mama oder Papa festgestellt werden könnten.
Der pro Untersuchung bis zu 250 Euro teure Ultraschall, der bereits in einigen Praxen eingesetzt wird, ist aber nicht nur Kino für die Eltern, sondern soll vor allem die Frühdiagnostik unterstützen: Durch die 3D-Abbildung können zum Beispiel Kiefer-Gaumen-Spalten schon früh erkannt werden.
Herzinfarkt bei Loch 9? Auch auf dem Golfplatz ist künftig schnell der Notarzt samt Rettungswagen zur Stelle - ohne das gepflegte Rasengrün zu zerstören. Ein Elektroauto mit Krankenbahre, Platz für Fahrer und Notarzt und lebensrettendem Gerät hat die Firma Lührs Rescue aus Münster entwickelt.
„Zuerst sind wir ausgelacht worden für unsere Entwicklungen“, sagt Firmenleiter Stefan Lührs. Das Unternehmen hat bereits Jet Skis als Rettungsgefährte an Küsten entwickelt, die auf Usedom im Einsatz sind. Auch für den 25 000 Euro teuren Golfplatz-Rettungswagen gibt es schon Interessenten: aus dem Golfemirat Katar.