Nicht jeder Sehtest ist kostenlos
Düsseldorf (dpa/tmn) - Wer beim Augenoptiker einen Sehtest machen lässt, muss dafür eventuell zahlen. Entscheidend sei hierbei, welche Art von Test gemacht wird, erklärt Ingo Rütten vom Zentralverband der Augenoptiker.
Testet der Kunde sein Sehvermögen mit Hilfe einer Tafel mit Buchstaben selbst oder wird die Sehstärke nur grob gemessen, kostet das in der Regel nichts. „Eine genaue Brillenglasbestimmung mit entsprechenden Apparaturen erfordert aber Zeit und ist daher eine Dienstleistung, die es zu bezahlen gilt.“ Den Unterschied machen sowohl die Beratung als auch die eingesetzte Technik aus. Bei der elektronischen Messung wird mit einem sogenannten Autorefraktometer die Sehschärfe grob bestimmt. Dabei blickt der Kunde durch zwei Öffnungen in den Apparat. Dieser projiziert ein Infrarot-Bild auf den Augenhintergrund des Kunden. Der Optiker stellt die Projektion so ein, dass sie im Augenhintergrund des Betrachters scharf erscheint. Mittels der so gewonnen Messdaten kann er den ungefähren Grad der Sehschwäche ermitteln.
Bei dem ausführlichen Test werden dagegen mit dem Phoropter, einer Art Riesenbrille, verschiedene Brillenglasstärken durchprobiert. Der Kunde versucht dabei, Buchstaben oder Zahlen auf einer entfernten Tafel zu erkennen. Anhand der Aussagen des Kunden nähert sich der Augenoptiker so weit wie möglich der idealen Sehhilfe an. Im Schnitt verlangten die Optiker 10 bis 20 Euro für diesen Test der Sehschärfe, so Rütten. Kauft der Kunde nach dem Test eine Brille, wird diese Summe oft angerechnet.
Einige Optiker, gerade Filialen großer Ketten, böten die Bestimmung aber auch gänzlich kostenlos an - gerade wenn jemand schon einmal eine Brille bei ihnen gekauft habe. Daher glaubten viele Kunden, der Test sei immer umsonst. „An sich haben die Optiker aber einen Anspruch auf Bezahlung“, betont Rütten. Kunden sollten daher vorher nachfragen, ob ein Test kostenlos ist, empfiehlt Kai Vogel von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.
Generell kostenpflichtig sind Sehtests für die Führerscheinprüfung. Diese kosten knapp 6 Euro. „Dabei wird aber nicht die Schärfe, sondern nur die Sehfähigkeit allgemein untersucht“, sagt Rütten. Sehtests zur Brillenglasbestimmung kann auch ein Augenarzt machen. Zusätzlich kann dieser auch Diagnosen zu Sehbeschwerden wie einer Rot-Grün-Schwäche oder Grauem Star stellen. „Ein Optiker darf das nicht“, erklärt Verbraucherschützer Vogel.
Testet ein Augenarzt die Sehschärfe der Augen, werden diese Kosten von den Krankenkassen übernommen, sobald dafür eine medizinische Notwendigkeit vorliegt, erklärt Ann Marini vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Dies sei der Fall, wenn der Patient das Gefühl hat, dass seine Augen schlechter geworden sind. Selbst bezahlen müsse der Patient Tests für private Zwecke, wenn er beispielsweise eine Bescheinigung über seine Sehstärke für Prüfungen einreichen muss. Auch besonders umfangreiche Komfort-Tests, die manche Augenärzte anbieten, würden nicht von den Kassen getragen, erklärt Marini.
Wer etwa vor dem Urlaub noch schnell prüfen lassen will, ob seine Sehstärke nachgelassen hat, sollte zum Optiker gehen, empfiehlt Vogel. „Hier gibt es im Gegensatz zum Arzt meist keine langen Wartezeiten.“ Er empfiehlt aber einen Artzbesuch, wenn jemand neben einer verschlechterten Sehschärfe noch weitere Probleme mit den Augen hat oder bisher weder Brille noch Kontaktlinsen trägt.