Raus aus der Herbstdepression

Berlin (dpa/tmn) - Die Uhren wurden zurückgestellt, die Winterzeit hat begonnen. Dadurch wird es nun morgens früher hell - und nachmittags schneller finster. Manch einem schlägt die Dunkelheit aufs Gemüt.

Ein Psychologe sagt, was dagegen hilft.

In der Nacht zum Sonntag (28. Oktober) endete in den meisten europäischen Ländern die Sommerzeit, die Uhren wurden zurückgestellt. Bis Ende März gilt jetzt wieder die Mitteleuropäische Zeit (MEZ). Nach der Umstellung ist es morgens früher hell, dafür wird es nachmittags eher dunkel. Kritiker der Zeitumstellung sagen, dass das Hin- und Her zwischen Sommer- und Winterzeit den Schlafrhythmus vieler Menschen nachhaltig störe. Wissenschaftlich bewiesen ist das nicht.

Eines ist aber sicher: Viele kommen mit der Dunkelheit im Herbst und Winter nicht gut klar. Die Tage werden kürzer, die Temperaturen fallen. Eigentlich Zeit für gemütliche Stunden, doch bei vielen Menschen sinkt die Stimmung. Arbeitsunlust und Schlafstörungen zu Beginn der Winterzeit können Anzeichen für eine depressive Verstimmung sein.

„Typisch ist, dass ich morgens nicht aufstehen möchte, keine Lust auf meine Arbeit habe und mich den ganzen Tag schlapp fühle“, sagt der Diplom-Psychologe Görg-Helge Pflug aus Waldkirch in Baden-Württemberg. Außerdem haben Betroffene oft keine Lust, sich zu bewegen, vermeiden soziale Kontakte und ziehen sich zurück.

Doch genau das ist falsch. Betroffene sollten stattdessen in der Natur spazieren gehen und frische Luft tanken. „Selbst wenn draußen schlechtes Wetter ist, muss ich rausgehen“, erklärt Pflug, Mitglied im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen. Denn: „Lichtverhältnisse haben einen starken Einfluss auf unsere Stimmung.“ Selbst bei schlechtem Wetter sei draußen um ein Vielfaches mehr Licht als in der Wohnung. Je weniger Licht der Mensch abbekomme, umso größer sei das Risiko für depressive Verstimmungen.

Verabredungen sind ein weiteres Mittel, Stimmungstiefs vorzubeugen. „Ich kann mit Freunden einen Kinofilm anschauen, Essen gehen oder gemeinsam Musik machen“, nennt Pflug Beispiele. Die Art der Verabredung sei egal. „Hauptsache, die sozialen Kontakte werden gehalten.“

Außerdem sei empfehlenswert, sich viel zu bewegen. „Am besten mindestens eine halbe bis ganze Stunde täglich an der frischen Luft: Joggen oder Walken zum Beispiel“, rät der Psychologe. „Der Mensch ist ein ganzheitliches Wesen. Körperliche und seelische Gesundheit hängen eng zusammen.“

Deswegen sei auch eine ausgewogene Ernährung wichtig, um der jahreszeitlichen Verstimmung entgegenzuwirken. „Ich sollte auf eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse achten“, erläutert Pflug. Kurzzeitige Stimmungsaufheller wie Schokolade sollten nur in Maßen genossen werden. „Sonst kommt es zu einer Gewichtszunahme, die den Betroffenen dann wieder belasten kann.“

Ein dauerhaftes Stimmungstief ist in jedem Fall ein Alarmsignal: „Wenn mein Zustand sich trotz genügend Schlaf nicht verbessert und ich schon viele Maßnahmen ergriffen habe, sollte ich mir Hilfe vom Psychotherapeuten besorgen“, sagt Pflug. Denn jahreszeitlichen Verstimmungen können ernsthafte Depressionen zugrunde liegen. „Was vorher versteckt war, kann jetzt zutage kommen.“