Zeitumstellung Winterzeit auf Finnisch: „Manche fangen an zu trinken“

Zeitumstellung: In der Heimat der Pinguine-Verteidiger Vainonen und Nordlund ticken die Uhren nicht anders, der Winter ist aber deutlich dunkler als hier.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Im Finnischen gibt es ein Wort mit 13 Buchstaben, das auf Deutsch sieben Worte braucht, um es zu beschreiben: „Kalsarikännit“ heißt so viel wie „sich alleine zu Hause in Unterhosen betrinken“. Mit Vorliebe im Winter. Wenn es draußen kalt und dunkel ist. Warum wir Ihnen das erzählen, liebe Leser? In der Nacht zu Sonntag wird die Uhr um eine Stunde zurückgestellt: In aller Frühe um 3 springt die Zeit dann zurück auf 2 Uhr. Was vielen daran auf den Zeiger geht: Es wird abends früher dunkel — noch früher, als es durch die jetzt beginnende dunkle Jahreszeit ohnehin der Fall ist.

Zurück nach Finnland: Kaum Grund über die Zeitumstellung zu klagen haben nämlich zwei Wahl-Krefelder, die diese Jahreszeit aus ihrer Heimat noch viel dunkler kennen. Für die finnischen Verteidiger der Krefeld Pinguine bedeutet Winter, dass die Sonne nur wenige Stunde scheint. „Es ist sehr dunkel. Der Himmel ist grau und du siehst die Sonne nicht oft bei uns“, erzählt Mikko Vainonen. Wie das auszuhalten ist? „Manche fangen an zu trinken“ — Kalsarikännit halt.

Der 1,90 Meter große Verteidiger erzählt gern von seiner Heimat, wenn auch — typisch finnisch wohl — nicht sehr ausladend. Der 23-Jährige, der zur vergangenen Saison zum KEV kam, spielte auch schon in Nordamerika, in der US-Hockey-Liga und in Kanada. Krefeld ist die südlichste Station seiner Laufbahn. In seiner Heimatstadt Helsinki scheint die Sonne im Winter manchmal nur sechs Stunden am Tag — wenn es die Wolken zulassen. „Da kann man schon schwermütig werden“, sagt Vainonen, „wenn man neu dort ist“, fügt er hinzu. „Aber wir sind daran gewöhnt“, versichert er. „Irgendwie“, schiebt er hinterher und grinst dabei schelmisch.

Sein 32 Jahre alter Kollege Markus Nordlund kommt aus einer Stadt, die noch eine Ecke höher liegt als Helsinki: 270 Kilometer entfernt, etwa drei Stunden mit dem Auto in Richtung Nordwesten, allein die Hälfte der Fahrtzeit gen Norden, wo die Sonnenstunden noch rarer sind im Winter. Er kommt reservierter als sein junger Team-Kollege daher. „Zu Hause kann ich es kaum erwarten, dass es Frühjahr wird“, sagt er. Seine Augen strahlen bei dem Gedanken — eine Miene verzeiht er aber nicht. „Ich ziehe unglaublich viel Energie daraus, hab’ mehr Power, wenn die Sonne im Frühling durchkommt“, sagt er über seine liebste Jahreszeit.

Nordlund spielt erst seit dieser Saison beim KEV, hat aber schon in der Schwedischen und Schweizerischen Liga gespielt. Den Winter in Deutschland hat er noch nicht erlebt, freut sich aber schon drauf, denn hier sei es ja deutlich heller als in Finnland. Können sich Krefelder eine Scheibe von den Finnen abschneiden? „Kommt mal nach Finnland“, sagt Vainonen. „Ihr habt es schon nett hier“, sagt er. Sich beschweren gehört eben nicht zu den finnischen Tugenden.