Studie: Frauen sind Einkaufsstrategen
Männer sind im Supermarkt eher ziellos und achten auch selten auf eine gesunde Ernährung.
Düsseldorf. Nur jeder dritte Verbraucher hat Spaß am Einkaufen von Lebensmitteln, für 63 Prozent ist das Einkaufen im Supermarkt sogar eine lästige Pflicht.
Das geht aus der aktuellen Nestlé-Studie "So is(s)t Deutschland" hervor, für die rund 4000 Verbraucher zu ihrem Ernährungs- und Einkaufsverhalten befragt wurden.
Als Grund sieht die Studie vor allem den Widerspruch zwischen der Einkaufswirklichkeit und den Wünschen der Kunden.
Denn während die meisten Verbraucher ihre Lebensmittel beim Discounter kaufen, sehnen sie sich eigentlich nach dem Einkauf auf dem Wochenmarkt.
Tatsächlich ist der aber nur für jeden vierten die bevorzugte Adresse für seine Nahrungsmittel. Wie der Einkauf wieder zum Vergnügen werden könnte, weiß Thomas Ellrott, Leiter des Instituts für Ernährungspsychologie in Göttingen: "Eine Möglichkeit wäre, den Wochen- und Supermarkt zusammenwachsen zu lassen. Das machen uns die Supermärkte in Frankreich schon vor. Einige deutsche Supermärkte können das schon richtig gut, aber es gibt noch viel Spielraum."
Obwohl Einkaufen für viele eine lästige Pflicht ist, muss es dennoch erledigt werden. Dabei verfolgen Frauen und Männer eine ganz unterschiedliche Taktik: Während erstere den Gang in den Supermarkt mit einem Einkaufszettel planen, die Zutatenliste studieren, Produkte und Preise vergleichen, greifen Männer eher zu den ihnen bekannten Lebensmitteln und verlassen das Geschäft so schnell wie möglich.
Gründe für das geschlechtsspezifische Verhalten liegen laut Studie im unterschiedlichen Interesse für Ernährung und Gesundheit, das bei Frauen wesentlich stärker ausgeprägt ist.
"Sie gehen mit ihrem Körper und ihrer Gesundheit wesentlich reflektierter um als Männer", sagt Renate Köcher, Geschäftsführerin des Meinungsforschungsinstituts Allensbach.
Das belegen auch Zahlen der Studie: Immerhin kochen 73 Prozent der Frauen Zuhause, aber nur 21 Prozent der Männer. Von den berufstätigen Frauen greifen immerhin noch 67 Prozent zum Kochlöffel, bei den Männern sind es 20 Prozent.
Da wundert es nicht, dass beim männlichen Geschlecht viele Fertiggerichte und Tiefkühlprodukte im Einkaufswagen landen. "Es muss schnell und einfach gehen", fasst Thomas Ellrott zusammen.
Überhaupt scheint Männern die eigene Gesundheit wenig am Herzen zu liegen. Die Studie zeigt, dass sich lediglich 34 Prozent intensiv mit der eigenen Ernährung beschäftigen (Frauen 57 Prozent).
Anstatt Obst und Gemüse bevorzugen viele deftige Hausmannskost. Besonders ausgeprägt ist dieses Verhalten bei den männlichen Singles. Nur 20 Prozent zwischen 20 und 59 Jahren beschäftigen sich mit der eigenen Ernährung, bei den alleinstehenden Frauen sind es 50 Prozent.
Bei der Jagd nach Nahrungsmitteln suchen Konsumenten inzwischen mehr als nur das preisgünstigste Angebot. "Frische, Bio, Kontaktmöglichkeiten und eine gute Beratung führen die Liste der Sehnsüchte an", heißt es in der Studie.
Als wichtigstes Kriterium bei der Wahl der Lebensmittel sehen 82 Prozent der Deutschen Frische, gefolgt vom Preis (57 Prozent) sowie saisonalen und regionalen Produkten.
Der Trend zu Bio-Produkten scheint nur bei einem Teil der Verbraucher angekommen zu sein. Mit nur 19 Prozent rangiert Bio als Kriterium weit hinten.
"Die Vorlieben der Verbraucher zeigen, dass es weit verbreitet eine Sehnsucht nach dem Ursprünglichen gibt", sagen die Forscher. Die Vorlieben sind bekannt. Um sie auszuleben fehlt jedoch die Zeit. Wegen der hohen Anforderungen im Berufsleben nehmen sich immer weniger Verbraucher Zeit zum Essen - auch das ist ein Ergebnis der Nestlé-Studie. Mahlzeiten werden nicht zu festen Zeiten, sondern nach Gelegenheit eingenommen.