Grüne Woche in Berlin Was bringt das staatliche Tierwohl-Label?

Berlin (dpa) - Christian Schmidt hat es spannend gemacht, zumindest ein bisschen. Pünktlich zum großen Jahresauftakt der Agrarbranche bei der Grünen Woche in Berlin (20. bis 29. Januar) will der Bundeslandwirtschaftsminister sein angekündigtes Tierwohl-Label für Fleisch im Supermarkt präsentieren.

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Grundzüge hat der CSU-Mann bereits bekannt gemacht - genügend, dass auch Kritiker gleich mit mobil machen.

„Der Verbraucher soll verlässlich wissen, dass mit dem, was er bezahlt, ein höherer Tierwohl-Standard umgesetzt wird“, lautet Schmidts zentrale Maxime. Soll heißen: höher als die gesetzlichen Anforderungen, zum Beispiel mit mehr Platz oder Spielmaterial für Schweine in den Ställen. Dabei soll das staatliche Siegel in die Breite des Marktes gehen und nicht nur für Nischenprodukte gelten.

Den unmittelbaren Startschuss für das Siegel will der Minister noch nicht geben - aber Eckpunkte und einen Fahrplan vorstellen. Kommen soll das Label „spätestens 2018“, und zwar zuerst für Schweine und Mastgeflügel. Neben frischem Fleisch soll es auch für Fertiggerichte und Wurst verwendet werden können - und zwar freiwillig und nicht verordnet per Gesetz. Geplant sind mehrere Stufen, allerdings gehe es ganz grundsätzlich nicht um ein „Premium-Luxus-Label“.

Tatsächlich kleben Logos schon auf manchen Packungen. Auf breiter Front im Milliardenmarkt durchgesetzt und große Bekanntheit erlangt haben sie aber nicht. „Das heißt, dass immer der niedrigste Preis das ausschlaggebende Kaufkriterium ist“, analysiert Klaus Müller, Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands. Dabei sei besserer Tierschutz vielen Kunden mehr Geld wert - wenn auch nicht gleich die bei Fleisch deutlich teurere Biostufe. Daher sei ein staatliches Siegel wichtig, mit dem Anbieter auch nicht „wild durch die Gegend werben“ können.

Verschiedene Initiativen für bessere Bedingungen in Ställen laufen schon. Darunter sind ein vom Ministerium unterstütztes Siegel des Tierschutzbunds und die „Initiative Tierwohl“ von Landwirtschaft und Handel. Dabei zahlen Supermarktketten in einen Fonds ein, aus dem freiwillig teilnehmende Landwirte Geld bekommen - ein spezielles Logo auf den Packungen gibt es hier aber nicht. Bauernpräsident Joachim Rukwied mahnt an, dass dieses Programm nicht gefährdet werden dürfe, das schon 13 Millionen Schweine in bessere Haltungsformen gebracht habe. Schmidt ließ durchblicken, dass er diese Substanz nutzen will.

Zentraler Kritikpunkt von Tier- und Umweltschützern und Opposition ist die geplante Freiwilligkeit des Labels. „Wenn der Minister das Leben der Tiere in den Ställen tatsächlich verbessern wollte, wäre die Kennzeichnung verbindlich“, sagt Grünen-Verbraucherexpertin Nicole Maisch. Zumindest ergänzend nötig sei auch, das gesetzliche Niveau der Nutztierhaltung insgesamt anzuheben, fordert der Deutsche Tierschutzbund. Das routinemäßige Kürzen von Schwänzen bei Ferkeln müsse nicht nur freiwillig in „gelabelten“ Ställen ein Ende haben.