WHO: Rückschläge bei Kampf gegen Tuberkulose
London (dpa) - Gegen herkömmliche Medikamente resistente Erreger drohen den Kampf um die Auslöschung der Tuberkulose zu verzögern. Auch drei Millionen Kranke, die durch das Raster der Gesundheitssysteme fallen, seien ein Rückschlag, sagte Mario Raviglione von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Mittwoch in London bei der Vorstellung eines neuen Berichts.
Weltweit sterben demnach immer weniger Menschen an der von Bakterien verursachten Tuberkulose. „Qualitativ hochwertige Tuberkulose-Behandlung für Millionen hat die Zahlen nach unten gedrückt“, sagte Raviglione. 2012 erkrankten weltweit 8,6 Millionen Menschen an Tuberkulose, 1,3 Millionen starben. Das sind jeweils 100 000 weniger als im Jahr zuvor.
Es gehe jetzt vor allem darum, die drei Millionen Menschen zu erreichen, die an der Erkrankung litten, aber durch das Raster der Gesundheitssysteme fielen, sagte Raviglione, WHO-Direktor für das weltweite Tuberkulose-Programm. „Bei weitem zu viele Menschen werden von den Behandlungen nicht erfasst. Sie werden nicht diagnostiziert, nicht behandelt oder sie können mit den Informationen, die sie bekommen, nichts anfangen.“
Außerdem gelte es, multiresistente Tuberkulose-Erreger zu bekämpfen. Allein im vergangenen Jahr seien 450 000 Menschen an einer Tuberkulose-Form erkrankt, bei der herkömmliche Behandlungsmethoden nicht wirken. Betroffen seien vor allem China, Indien und Russland. „Wir haben Patienten, bei denen die Erkrankung diagnostiziert ist, aber die Versorgung mit Medikamenten ist nicht ausreichend und es steht nicht genügend ausgebildetes Personal zur Verfügung“, sagte der Italiener.
„Vor allem die Verbreitung der medikamentenresistenten Tuberkulose (MDR-TB) macht uns große Sorgen“, sagte Philipp Frisch von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland zu dem WHO-Bericht. „In vielen Ländern, in denen wir arbeiten, gibt es immer mehr Fälle von MDR-TB, die ungleich schwieriger zu behandeln ist.“ Die Behandlung rufe schwere Nebenwirkungen hervor, dauere lange und sei deutlich teurer. „Dazu kommt, dass die Heilungschancen bei unter 50 Prozent liegen.“