Die Sonne heizt auf: Solarthermie und Photovoltaik
Berlin (dpa/tmn) - Mehr Hausbesitzer nutzen die Kraft der Sonne für Strom- oder Wärmeerzeugung: Schwarze Scheiben liegen mittlerweile auf etlichen Dächern. Bis Ende 2011 gibt es für Kollektoren wieder mehr Geld, die Vergütung für Solarstrom wird aber wohl stark gekürzt.
Die strahlende Sonne in diesem Frühjahr legt es mal wieder nahe: Aus ihrer Energie lässt sich Profit schlagen - sei es in Form von Wärme oder als Strom. Nicht erst die Angst nach der Atomkatastrophe in Fukushima im März und die folgenden Versorgungsängste nach dem angekündigten Aus für die Atomkraftwerke in Deutschland lassen viele Verbraucher umdenken: Bereits im Januar und Februar diesen Jahres wurden nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) in Berlin etwa ein Drittel mehr Solarthermie-Kollektoren verkauft als im Vorjahreszeitraum.
Jahr um Jahr legen sich mehr Deutsche Sonnenkollektoren und Photovoltaikanlagen auf das Dach oder stellen diese auf Ständern in den Garten. Während Solarthermie zum Beispiel die Raumheizung oder die Erhitzung des Wassers unterstützt, liefern Photovoltaikanlagen elektrische Energie, die über einen Wechselrichter ins Stromnetz eingespeist wird.
Die typischen Flachkollektoren einer Solarwärmeanlage bestehen aus einer Glasscheibe samt Dämmschicht, einem schwarzen Blech und einem Absorber genanntes Rohr, durch das ein Gemisch aus Wasser und Frostschutzmittel fließt. Über das Rohr gelangt die auf dem Dach gesammelte Wärme in einen Speicher. Arbeitet die Anlage nicht zu 100 Prozent, wird sie vom Heizkessel unterstützt.
„Die Qualität der Anlagen ist sehr unterschiedlich, der Teufel steckt im Detail“, warnt Hans Weinreuter, Energieexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Darauf sollte man gerade jetzt achten - denn viele wollen sich nun noch schnell die wieder erhöhten Fördergelder der Bundes für Solarthermie sichern. Bis zum 30. Dezember muss dafür die Anlage auf dem Dach sein und die Handwerkerrechnung sowie eine Montagebestätigung dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) vorliegen.
Für Solarkollektoren zur kombinierten Warmwasseraufbereitung und Raumheizung mit einer Fläche von maximal 40 Quadratmetern gibt es dann 120 Euro pro Quadratmeter - im kommenden Jahr sind es nur noch 90 Euro. Zusätzliche Boni in Höhe mehrerer hundert Euro verspricht der Staat etwa bei einer gleichzeitig eingebauten Wärmepumpe oder Biomasseanlage.
Bedingungen sind dem BAFA zufolge unter anderem, dass das betroffene Gebäude zuvor mit einem Heizungssystem oder wenigstens mit einer fest installierten Heizung ausgerüstet wurde und der Bauantrag für dieses Gebäude vor 2009 eingereicht wurde.
Für ein Einfamilienhaus beträgt der Zuschuss des sogenannten Marktanreizprogramms für eine Solarwärmeheizung mit Flachkollektoren rund 1800 Euro, wie der BSW vorrechnet. Das seien etwa 15 Prozent der Investitionssumme. Da gute Anlagen mehrere Jahrzehnte halten, betrage die Rendite der Heizungsunterstützung bis zu 4,6 Prozent im Jahr.
Hans Weinreuter rät aber trotz des Stichtags: „Auf keinen Fall beim ersten Angebot zuschlagen, sondern mehrere vergleichen.“ Und dann sollte der Handwerker eine vertragliche Regelung eingehen, wonach er die Montage vor dem Stichtag fertigstellen oder im anderen Fall für den Ausfall aufkommen muss.
Auch BSW-Geschäftsführer Carsten Körnig warnt: „Interessenten sollten nicht nur auf Stichtage, sondern vor allem auf die Qualität der Komponenten und ihrer Installation achten, schließlich hält diese - egal, ob Solarstrom- oder Solarwärmeanlage - länger als ihr Auto.“ Verbraucher sollten sich auch Ertragsprognosen von Firmen einholen.
Doch wo einerseits gefördert wird, wird anderswo zurückgefahren: Bei den Photovoltaikanlagen, die Solarstrom erzeugen, könnte die Einspeisevergütung in das öffentliche Stromnetz bis Januar 2012 je nach Marktwachstum um maximal 24 Prozent gekürzt werden. Eine erste Kürzung steht im Juli an.
Anders als bei der Solarthermie fördert der Staat die umweltfreundliche Technik nicht pauschal auf einmal. Gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz garantiert der Stromversorger, der den Strom bekommt, über 20 Jahre hinweg eine Vergütung. Diese wird derzeit festgelegt aufgrund von Hochrechnungen, wie viel Strom mit Solarzellen im Jahr erzeugt wird.
Wegen eines Preisverfalls bei Photovoltaikanlagen und zugleich einer üppigen Vergütung von mehr als 30 Cent pro Kilowattstunde waren 2010 viele Anlagen neu ans Netz gegangen - dadurch stieg auch die von den Stromverbrauchern zu zahlende Ökoenergie-Umlage. Diese Belastung soll künftig im Rahmen gehalten werden durch eine Senkung der Vergütung. Der BSW prognostiziert, dass diese 2012 unterhalb des Preises liegen könnte, den ein Haushalt für seinen Strom zahlen muss.
Der Photovoltaik-Anteil an der gesamten Stromproduktion in Deutschland betrug im vergangenen Jahr 2,0 Prozent laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Ob sich die Anschaffung lohnt, hängt unter anderem von der Neigung des Dachs, der Anlagenart und möglichen Schattenspendern in der Nachbarschaft ab.