Chelsea Flower Show wird 100 Jahre alt
London (dpa) - Jedes Jahr blühen auf der Chelsea Flower Show in London tausende Blumen. Schaufenster und Bürgersteige sind geschmückt. Zum 100. Jubiläum der Gartenschau ist die Blumenpracht besonders üppig.
Klein aber fein ist das Motto der Chelsea Flower Show (21. bis 25. Mai), die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiert. Die Gartenbauausstellung im Nobel-Stadtteil Chelsea im Herzen von London gilt als eine britische Institution. Sie ist zugleich Trendsetter für den Garten der Zukunft, Tummelplatz der High Society und ein wahres Paradies für den Hobby-Gärtner.
Mit einem Areal von rund 4,5 Hektar ist die Chelsea Flower Show weitaus kleiner als etwa die Bundesgartenschau oder ähnliche Veranstaltungen in anderen europäischen Nachbarländern. Aber sie gilt als die älteste und renommierteste Ausstellung ihrer Art, und ist stolz auf ihren internationalen Ruf.
„Auf einem Laufsteg von Farbe und Kreativität bieten wir der Welt die neuesten Ideen und letzten Trends in Gartendesign“, heißt es bei den Organisatoren, der Royal Horticultural Society. „Hier werden neue Trends kreiert und alte wiederbelebt.“ Für die Tourismus-Behörde Visit London ist die Chelsea Flower Show schlicht das „Gegenstück zur Pariser Modewoche“.
Zur diesjährigen Jubiläums-Schau werden rund 160 000 Besucher erwartet. Das ist nach Angaben der Organisatoren die Kapazitätsgrenze, die von dem begrenzten Areal in den historischen Gärten des Royal Hospital Chelsea - einem Heim für pensionierte Soldaten am Ufer der Themse - gesetzt wird. Rund 60 Gartendesigner zeigen ihre Kreationen. Es gibt unter anderem 15 große und 21 kleinere Gärten.
Doch bevor die Besuchermassen auf das Gelände gelassen werden, kommt traditionsgemäß erst einmal die Königin. Am Tag vor der offiziellen Eröffnung macht Königin Elizabeth II. einen Rundgang durch die Gärten und Zelte der Flower Show, wo sich die High Society mit Champagner, dem Likör Pimm's oder exquisiten Gaumenfreuden vergnügt. „Die Flower Show war schon immer ein Ort, an den man geht, um gesehen zu werden“, schrieb der „Daily Telegraph“. Für die Queen ist es die 49. Chelsea Flower Show, die sie besucht.
Die königliche Schirmherrschaft der Gartenschau geht bis in ihr Gründungsjahr 1913 zurück, als Queen Mary - die Frau von König George V. und Großmutter der heutigen Queen - die erste Chelsea Flower Show eröffnete. Damals kamen 244 Aussteller, heute sind es weit mehr als 500. Der alljährliche Rhythmus der Flower Show wurde nur in den Jahren des Ersten und Zweiten Weltkriegs unterbrochen.
Tradition und Innovation gehen in Chelsea Hand in Hand. Die lange Zeit populären Steingärten wurden von fantastischen Wasserkreationen und dem Konzept von Garten als Lebensraum überholt - bis hin zum Designer-Garten der heutigen Zeit. „Die Attraktion von Chelsea ist, dass es jedes Jahr etwas Neues gibt“, sagt Hobby-Gärtnerin Sally Burke, die ihr Vorverkaufsticket schon in der Tasche hat.
Ein Hit dürfte in diesem Jahr der „Vergissmeinnicht-Garten“ werden, der für die Wohltätigkeitsorganisation Sentebale entworfen wurde, mit der Prinz Harry Kindern in Lesotho hilft. Der „Harry-Effekt“ hat nach Medienberichten den inoffiziellen Ticketverkauf aufblühen lassen. Interessenten sind offenbar bereit, auf dem schwarzen Markt bis zu 500 Pfund (etwa 590 Euro) für ein Ticket zu zahlen, das 22 Pfund gekostet hat.
Eine Neuheit sind in Chelsea in diesem Jahr auch Gartenzwerge. Weil die Figuren als „Gartenskulpturen“ galten, unterlagen sie jahrelang einem strikten - und umstrittenen - Auftrittsverbot. Einmalig haben die Organisatoren ihnen in diesem Jahr Zugang gewährt. Prominente wie die Schauspielerin Dame Maggie Smith und „Downton Abbey“-Schöpfer Julian Fellowes wurden engagiert, um die Zwerge zu bemalen. Sie sollen später zu Wohltätigkeitszwecken verkauft werden.
Auch Twitter-Freunde kommen auf ihre Kosten. Studenten der Universität Lincoln haben einen Garten mit dem Titel „Digitale Möglichkeiten“ geschaffen: Je nach Zwitscheraufkommen öffnen sich Plexiglaswände, die Einblick in einen „versteckten Garten“ gewähren.