Da kommt noch was - Die letzten Zwiebelpflanzen des Jahres blühen
Darmstadt (dpa/tmn) - Bevor die Herbstwinde mit aller Macht übers Land brausen, vielleicht sogar bald die ersten Schneeflocken fallen, blüht der Garten noch mal auf. Die letzten Zwiebelpflanzen des Jahres stecken ihre Köpfe aus dem Boden.
Lilablaue Krokusblüten öffnen sich zwischen den bunten Blättern, die von den Bäumen fallen. Das Farbenspiel ist beeindruckend. Aber irgendwas ist an dem Bild falsch. Ist es nicht viel zu früh für Krokusse? Die Antwort lautet eindeutig: nein. Es gibt auch in der Gattung Krokus Arten, die nicht wie die meisten Zwiebelblumen im Frühling blühen, sondern direkt im Anschluss an den Sommer Blüten schieben.
„Die Gattung selbst ist von Europa - hier besonders im Mittelmeergebiet - bis nach West-China verbreitet und umfasst etwa 80 Arten“, sagt Stefan Schneckenburger, Direktor des Botanischen Gartens der Universität Darmstadt. Darunter gibt es eine ganze Reihe von Arten, die im Herbst blühen.
Eine dieser Arten zählt zu den Nutzpflanzen: der Safran-Krokus. Die Narben finden als Gewürz Verwendung. „Etwa eine Million Blüten werden zur Produktion von zehn Kilogramm Gewürz benötigt“, erläutert Schneckenburger. Diese Art heißt botanisch Crocus sativus.
„Herbstblühende Krokusse zählen eigentlich zu den langlebigen Zwiebelblumen“, erläutert Nina Busse vom Referat Gartenplanung der Insel Mainau. „Allerdings sind sie bei Mäusen so beliebt, dass die dauerhafte Freude öfters ausbleibt.“ Gute Überlebenschancen hat die Pflanze in steinigen Böden, in denen Mäuse kein leichtes Leben haben.
Hier macht vor allem der Pracht-Herbst-Krokus (Crocus speciosus) eine gute Figur. „Besonders groß und mittelviolett sind die Blüten der Sorte 'Aitchinsonii'“, sagt Busse. Weitere Arten sind der weißblühende Crocus ochroleucus sowie die Arten Crocus ligusticus und Crocus pulchellus mit lilafarbenen Blüten. Alle diese Krokusse benötigen einen sonnigen Standort. Busse empfiehlt, sie etwa in Kiesbeete zu platzieren. „Man kann sie gut mit flachwachsendem Thymian und niedrigem Sedum kombinieren“, sagt die Expertin.
„Herbstzeitlose und Alpenveilchen treiben ebenfalls Blüten in den kommenden Wochen“, sagt Busse. Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) ist robust und verträgt sogar sommertrockene Böden. Eine Besonderheit sei, dass sie im Herbst keine Blätter entwickelt. Und das kann ein Nachteil sein: Denn stehen die Pflanzen ohne Begleiter im Beet, kippen die Blüten rasch um. In der Natur werden die Blütenkelche durch benachbarte Wiesengräser gehalten.
Als recht standfest erweist sich die Art Colchicum speciosum. Die Blütenfarben variieren von Rosa über Purpur bis Weiß. „Die Sorte 'Waterlily' blüht gefüllt und hat einen Durchmesser von bis zu zehn Zentimetern“, sagt Busse. Das breite, bis zu 40 Zentimeter hohe Blattwerk treibt aber erst im Frühjahr aus. „An dem kräftigen Laub erkennt man, dass die Pflanzen nährstoffreiche Böden bevorzugen“, erläutert die Gärtnermeisterin. In einem sonnigen Beet kommt die Herbstzeitlose gut zur Geltung.
Am offenen Gehölzrand fühlen sich Alpenveilchen (Cyclamen) wohl. Im Herbst blüht die efeublättrige Art Cyclamen hederifolium und das Anatolien-Alpenveilchen (Cyclamen cilicium). Sie überdauert selbst harte Fröste. Auf kalkhaltigen Böden mit einer Mischung aus Humus und Lehm bilden die Pflanzen große Teppiche.
Die Stellen, an denen Alpenveilchen wachsen sollen, dürfen Gärtner nicht mit der Hacke bearbeitet. Außerdem rät Busse davon ab, sehr große Knollen zu kaufen. „Das funktioniert nicht gut, weil diese Pflanzen meist aus Wildbeständen stammen und sich nur schwer an die neuen Bedingungen anpassen.“ Besser sei es, auf Exemplare aus Kulturbetrieben zurückzugreifen.
Relativ selten findet man in unseren Breiten die Gewitterblume (Sternbergia lutea). „Sie ist verwandt mit der Narzisse“, sagt Busse. Die Pflanze bevorzugt trockene und heiße Standorte. Die Expertin empfiehlt die Gewitterblume vor allem für die klimatisch bevorzugten Weinbaugebiete. Außerdem sollte man sie mit Tannenreisig oder trockenem Laub im Winter schützen. So kann man die botanische Rarität nicht nur im Mittelmeerraum, sondern auch im Garten bewundern.