Dunkelheit fördert Blüte - Eigenarten des Weihnachtskaktus
Bonn (dpa/tmn) - Was hat der Weihnachtskaktus mit Weihnachten zu tun? Nichts - bis auf die Tatsache, dass er zu dieser Zeit im Jahr üblicherweise blüht. Und so kommt es auch, dass sein eigentlicher, internationaler Name wenig mit dem Fest zu tun hat.
Der Kaktus wurde zu Ehren des französischen Kakteensammlers und -züchters Frédéric Schlumberger (1823-1893) botanisch Schlumbergera genannt, erklärt Wolfram Lobin, Kustos des Botanischen Gartens der Universität Bonn. Viele schätzen ihn im Winter als Zimmerpflanzen, denn seine leuchtenden Blüten schmücken in den tristen Monaten die Fensterbank.
Eigentlich wächst der Weihnachtskaktus aber in Brasilien im tropischen Regenwald, erklärt Matthias Uhlig, Kakteengärtner aus Kernen (Baden-Württemberg). Dort siedelt er sich als sogenannter Epiphyt nicht im Boden, sondern in den Astgabeln von Bäumen an. Bei uns lebt der Weihnachtskaktus zwar im Topf. Aber: „Für die Kultur der Pflanzen heißt das, man pflanzt sie nicht in Kakteenerde, sondern in eine Universalerde“, erläutert Uhlig.
Auch für den perfekten Platz in der Wohnung kann man aus dem Naturstandort Rückschlüsse ziehen: „Die Pflanzen vertragen keine pralle Sonne, weil sie im Grunde gewohnt sind durch das Blätterdach geschützt zu werden.“ Aber zugleich sind die Schlumbergera lichthungrig und gedeihen am besten am hellen Fensterbrett mit Ausrichtung nach Osten oder Westen. Auch mögen die Tropenpflanzen es nicht zu warm: „Die Pflanzen sollten nicht direkt über der Heizung stehen“, rät Uhlig. „Und auf einer Steinfensterbank verhindert man mit einem Korkuntersetzer eine starke Erwärmung des Wurzelballens.“
Mit einem klassischen stacheligen Kaktus hat der eher wie ein Strauch wirkende Schlumbergera wenig Ähnlichkeit. „Die Sprossen sehen aus wie Blätter“, beschreibt der Gärtnermeister. Die Triebstücke sind etwa drei Zentimeter lang und flach, an ihrem Ende sitzen Zipfelchen. „Das sind zurückgebildete Tragblätter“, erklärt Uhlig.
Die meist leuchtend rosa oder roten Blüten entwickeln sich nur unter bestimmten Umständen, die hierzulande eben im Winter gegeben sind - an sogenannten Kurztagen. Die Pflanzen brauchen zur Blütenbildung täglich mehr als acht Stunden Dunkelheit. Auch eine leichte Absenkung der Temperatur fördert den Blütenansatz.
„Im Winter müssen die Pflanzen kräftig gegossen werden“, erklärt Lobin. Eigentlich zweimal pro Woche. Die wöchentliche Wassergabe reiche dem Weihnachtskaktus nur dann, wenn die Luft nicht sehr trocken ist. „Während der Blüte verdunstet der Weihnachtskaktus deutlich mehr“, erläutert Uhlig. Der Gärtnermeister empfiehlt, daneben monatlich einen Sukkulentendünger ins Gießwasser zu geben. Außerdem sollten Hobbygärtner wissen: „Nach der Blüte gießt man die Pflanzen etwa vier Wochen lang nicht.“ Dann befinden sich Kakteen in der für ihre Pflanzenfamilie typischen Ruhephase. Anschließend wird etwa einmal in der Woche gegossen - bis zur nächsten Blüte.
„Im Sommer können die Weihnachtskakteen im Freien stehen“, sagt Matthias Uhlig. Aber nicht vor den Eisheiligen, da dann noch Fröste in Deutschland drohen. Er empfiehlt danach einen Platz, der den natürlichen Standortbedingungen ähnelt: „Man kann die Kakteen unter einen Baum oder in den Schatten stellen.“ Im Sommer sollte die Pflanze der prallen Sonne nicht ausgesetzt werden.