Energiewende hausgemacht: Solaranlagen nachrüsten
Berlin (dpa/tmn) - Lohnt es sich noch, eine Solaranlage zu kaufen? Experten sagen: Ja - obwohl die Förderung ab 2012 deutlich sinkt. Rund vier Cent weniger je Kilowattstunde bekommen Hausbesitzer ab 2012, wenn sie eigenen Strom produzieren und in das Netz einspeisen.
Die Solarförderung sinkt Anfang 2012. Und schon im Juli könnte sie weiter gekürzt werden. Auch die Förderung von Sonnenkollektoren zur Aufbereitung von Warmwasser erleidet einen Einschnitt. Doch Verbraucher sollten nicht vor einem Kauf zurückschrecken, sagt Holger Krawinkel, Energieexperte des Bundesverbands Verbraucherzentrale in Berlin. „Das rentiert sich auch 2012 noch.“ Denn die Anlagen werden immer billiger.
Gerade die Preise für Solarstromsysteme sind zuletzt gefallen. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) ermittelte, dass fertig installierte Aufdach-Solarstromanlagen mit bis zu 100 Kilowatt-Peakleistung 2011 mehr als 58 Prozent billiger waren als fünf Jahre zuvor. Grund für den Preisverfall ist der wachsende Markt, erläutert BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Durch höhere Absatzzahlen ist nun Massenfertigung möglich.
Die schwarzen Scheiben auf den Dächern und in Gärten gehören vielerorts schon zum Landschaftsbild. Doch Scheibe ist nicht gleich Scheibe: Solarkollektoren unterstützen durch das Einfangen der Sonnenenergie die Raumheizung oder das Erhitzen des Wassers. Das wirkt sich positiv auf den Öl- oder Gasverbrauch aus. Solarmodule von Photovoltaikanlagen liefern elektrische Energie. Wird mehr produziert als gebraucht wird, was gerade im Sommer der Fall ist, wird der Strom in das allgemeine Netz eingespeist.
Für die Stromproduktion gibt es eine Einspeisevergütung: Der Staat garantiert dem Stromversorger über 20 Jahre eine gleichbleibende Zahlung. Von Januar 2012 an werden das vorläufig 24,43 Cent je Kilowattstunde sein - eine Summe, mit der Verbraucher gut den Ertrag planen können, sagt Weinreuter. „Man kennt die Bedingungen und weiß, was man 20 Jahre lang bekommt.“ Das Gute derzeit: „Die Anlagenpreise sind schneller gesunken als die Einspeisevergütung“, sagt Krawinkel.
Wer sich für eine Solarwärmeanlage entscheidet, bekommt vom Staat eine Unterstützung beim Kauf der Technik - aber nur für die Nachrüstung von Altbauten. Auch diese Summe wird 2012 gekürzt. Künftig gibt es für Solarkollektoren zur Warmwasseraufbereitung und Raumheizung mit einer Fläche bis zu 40 Quadratmetern einen Zuschuss von 90 Euro pro Quadratmeter.
Der Förderantrag kann beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erst eingereicht werden, nachdem eine Anlage auf dem Dach montiert wurde - spätestens aber sechs Monate nach Inbetriebnahme. Rechnung sowie eine Montagebestätigung müssen vorlegt werden. „Hier war es schon nicht so rosig mit der Wirtschaftlichkeit, und es wird noch schlechter“, sagt Weinreuter. Denn mit Solarthermie spart man Öl oder Gas. „Man kann aber keine Annahmen treffen, wie sich deren Preise in den nächsten 10 bis 20 Jahren entwickeln und somit nicht sagen, wie viel man künftig sparen wird.“
Ob sich eine der beiden Anlagenvarianten lohnt, kommt laut dem BSW letztlich auch auf die örtlichen Bedingungen an: Wohin zeigt das Dach? Welchen Neigungswinkel hat es? Fällt der Schatten von Bäumen darauf, und wie hoch wachsen Bäume neben dem Haus noch? Gibt es eine Baulücke nebenan? Pauschale Antworten darauf gebe es nicht.
Auch der Standort ist entscheidend: Die Sonneneinstrahlung auf die Anlage variiert in Deutschland von Standort zu Standort stark. „Es gibt grundsätzlich ein Nord-Süd-Gefälle“, sagt Weinreuter. „Aber auch in Schleswig-Holstein gibt es Orte, die erstaunlich viele Sonnenstunden haben.“ Laut BSW erreichen Bremen und Hamburg, aber auch Teile von Rheinland-Pfalz im Jahr nur bis zu 950 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Teile Mecklenburg-Vorpommerns können Anlagen über 1050 erzielen, in Bayern sind stellenweise bis zu 1200 möglich.
Diese Werte hat der BSW unter http://dpaq.de/37FIe dargestellt - dort kann man auch die mögliche Stromproduktion berechnen. Dann sollten Interessenten weitere Berechnungen und Angebote von mehreren Fachfirmen einholen und diese von einem Energieberater überprüfen sollen, raten die Experten. Diese erkennen auch, wovon Computer abraten: „Wenn man ein Dach nach Westen hat und am Rand des Grundstücks stehen ein paar Bäume, kann das zwar ein paar hundert Kilowattstunden pro Jahr weniger bedeuten. Aber auch das kann sich je nach Lage noch lohnen“, nennt Krawinkel ein Beispiel.
Und oftmals lohnen sich die Anlagen auch, wenn es nur um eine kleine Unterstützung zur Kostenersparnis geht - und vor allem das Gewissen bedient ist, sagt Hans Weinreuter. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man im Sommer duschen kann, ohne die Energierechnung zu belasten.“ Und Carsten Körnig ergänzt: „Solarwärme und Solarstrom stehen für die Energiewende auf dem eigenen Dach.“