Frühlingsbote mit böser Stiefschwester: Der Krokus

Berlin (dpa/tmn) - Der Krokus ist der Vorbote des Frühlings. Seine gelben, weißen oder lila Köpfchen trauen sich als erste kräftige Farbtupfer aus dem noch recht winterlichen Boden hervor. Was kaum einer weiß: Der Krokus blüht zweimal im Jahr und hat eine giftige Stiefschwester.

Gemeinsam mit dem Schneeglöckchen leitet er den Vorfrühling ein: der Krokus. Wenn die Krokusse sich Ende Februar Köpfchen an Köpfchen zu lavendelfarbenen Blüten-Kissen ausbreiten, dann erwachen auch die Frühlingsgefühle im Menschen.

Als besonders robust erweist sich der frühblühende Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus). Die halbwinterharte bis winterharte Pflanze eignet sich durch ihre starke Selbstaussaat besonders gut zum Verwildern - denn die einzelne Krokuspflanze erlebt meist nur drei Blühperioden. Bis der Gartenfreund allerdings einen flächendeckenden Teppich mit den hellfliederfarbenen bis purpurnen schmalen Blüten erhält, dauert es drei bis vier Jahre. Wem dies zu lange dauert, der hilft nach, indem er nach der Blüte im März die Krokusse teilt.

Mit Krokussen lassen sich im Rasen auch Bilder gestalten. „Dazu sollte die Rasenfläche möglichst kurz geschnitten sein“, sagt Thomas Wagner vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde in Berlin. „Die umweltverträglichste Methode ist, mit Sand die Kontur vorzuzeichnen. Für runde Formen wird ein Pflock in den Rasen geschlagen, eine Schnur daran festgebunden und an deren Ende ein Spannungsstöckchen gesetzt.“ Man drehe mit der Schnur eine Runde und gebe so die Kreisform an.

Gesetzt werden die Zwiebelknollen Ende September in durchlässigem Boden in fünf bis zehn Zentimeter Tiefe. „Mit einem Pflanzholz werden in einem Abstand von mindestens zwei Zentimetern Löcher vorgestochen - so stehen die Krokusse später in Reih und Glied. Oder man entscheidet sich für größere Löcher und pflanzt die Knollen in Tuffs“, so Wagner.

Die Rasenfläche darf erst wieder nach dem Vergilben der Blätter gemäht werden. Staunässe mögen die Pflanzen nicht, da alle Zwiebel- und Knollenarten meist in Gebieten mit trockenem sandigen und grobkörnigem Boden beheimatet sind.

Wer seine kunstvoll angelegten Bilder lange erhalten möchte, sollte Ausschau nach Streithähnen halten. Vogelkundler haben nach Angaben des Naturschutzbundes herausgefunden, dass aufblühende dottergelbe Krokusse dem gelborangen Schnabel von männlichen Amseln ähnlich sehen. Diese sehen in den Pflanzen also Konkurrenten, und es kommt zu Revierkämpfen, an deren Ende der Gartenfreund anstelle eines Krokusbeetes ein Schlachtfeld vorfindet.

Ein besonderer Reiz geht von den herbstblühenden Krokussen aus wie dem Pracht-Krokus (Crocus speciosus). Sein Platz im Garten befindet sich in Blumenrabatten oder Steingärten, gepflanzt wird ab Mai. Diese Herbstblüher werden oftmals mit Herbstzeitlosen verwechselt, sagt die Biologin Gesche Hohlstein vom Botanischen Garten in Berlin. Aber die Herbstzeitlose (Colchicum autumnade) ist nicht mit dem Krokus verwandt - und nur die giftige Stiefschwester. Sie wurde 2010 vom Botanischen Sondergarten in Hamburg-Wandsbek zur Giftpflanze des Jahres gewählt. Der Krokus gehört zur Familie der Schwertlilien (Iridaceae), die Herbstzeitlose zur Familie der Lilien.

Nicht giftig, sondern schmackhaft sind hingegen Teile des bekanntesten Vertreters der Herbstkrokusse: der Crocus sativus, besser bekannt als Safran. Wer darauf spekuliert, das teuerste Gewürz der Welt selbst in seinem Garten anzubauen, wird enttäuscht: „Für ein Kilo Gewürz werden 200 000 bis 400 000 Blüten benötigt“, sagt Wagner. Dies macht den Crocus sativus zu einer Rarität. Auch deshalb, weil er durch eine Mutation unfruchtbar ist.