Gute Geschäfte mit gutem Gewissen
Bochum (dpa) - Gutes Gewissen lohnt sich. Das Geschäft der sozial und ökologisch ausgerichteten Geldinstitute boomt. Noch ist ihr Marktanteil gering. Doch ihr Wachstumspotenzial ist einer Studie zufolge riesig.
Geld und Moral: Das gilt häufig als schwer vereinbar. Doch eine Gruppe alternativer Banken hat in den vergangenen Jahren in Deutschland aus der Geldanlage nach sozialen und ökologischen Kriterien ein erfolgreiches Geschäftsmodell gemacht. Während viele Großbanken noch immer unter den Folgen der Finanzkrise leiden, glänzen sie mit zweistelligen Wachstumsraten.
Banken wie die Bochumer GLS-Bank, die UmweltBank, die EthikBank oder die niederländische Triodos-Bank bieten ihren Kunden die Gewissheit, dass mit ihrem Geld weder Kernenergie, noch Gentechnik, Kinderarbeit oder Rüstungsfirmen unterstützt werden. Statt möglichst hohen Renditen hinterherzujagen, versprechen sie die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards. Mit ihrem Geld fördern sie erneuerbare Energien, Bio-Landwirtschaft oder soziale Projekte - und treffen damit offenbar bei vielen Verbrauchern ins Schwarze.
„Die konventionellen Banken müssen befürchten, dass sie in den nächsten Jahren noch deutlich mehr Kunden an die sozial-ökologischen Banken verlieren“, prognostizierte der Bankenexperte Christof Jauernig von der auf den Finanzsektor spezialisierten Unternehmensberatung ZEB im Gespräch mit dpa. Nach einer Studie der ZEB zum Social Banking sind mehr als 16 Millionen Menschen in Deutschland an derartigen sozial-ökologischen Bankangeboten interessiert. „Es gibt ein großes Wachstumspotenzial. Denn noch wissen viele Verbraucher gar nicht, dass es solche Angebote gibt“, meint er.
Verglichen mit den Marktführern wie der Deutschen Bank oder der Commerzbank sind die Alternativbanken Zwerge. Selbst die Nummer eins unter den „ethischen“ Banken, die GLS aus Bochum, zählt gerade einmal etwas mehr als 150 000 Kunden. Zum Vergleich: Die Postbank allein hat 14 Millionen. Doch die Wachstumsraten der Alternativbanken sind beeindruckend. Allein im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Kunden der GLS-Bank um 23 Prozent. In diesem Jahr erwartet sie ein Plus von 20 Prozent. Und die anderen Alternativbanken glänzen ebenfalls mit üppigen Zuwächsen.
Dabei setzen die Alternativbanken durchaus unterschiedliche Schwerpunkte. Bei der Umweltbank etwa stehen der Ausbau regenerativer Energien und Umweltprojekte im Vordergrund. Die GLS-Bank fördert mit ihren Krediten auch ökologische und soziale Projekte wie Biobauernhöfe und Pflegeheime. Kirchliche Banken wie die Bank für Orden und Mission oder die Steyler Bank fördern mit ihren Gewinnen kirchliche Hilfsprojekte in aller Welt.
Viele der Alternativbanken bieten ihren Kunden inzwischen auch Girokonten und Online-Banking an. Die Wirtschaftswoche kam kürzlich bei einem Markttest zum Ergebnis: „Der vollständige Wechsel von einer etablierten zu einer nachhaltigen Bank ist kein Problem mehr.“ Die Konditionen der sozial-ökologischen Banken lägen „in etwa im Mittelfeld des Marktes“, urteilt Bankexperte Jauernig. „Für Schnäppchenjäger ist es wahrscheinlich das Falsche. Denn es gibt Direktbanken, die höhere Zinsen zahlen. Aber das ist ja auch nicht die Zielgruppe.“