Russischer Grenzschutz schleppt Greenpeace-Schiff ab
Moskau (dpa) - Nach der Erstürmung eines Greenpeace-Schiffes in der Arktis durch russische Sicherheitskräfte haben die Behörden die „Arctic Sunrise“ in die Hafenstadt Murmansk geschleppt.
Dort werde der Fall an die Ermittlungsbehörde übergeben, teilte der für den Grenzschutz zuständige Inlandsgeheimdienst FSB am Freitag der Agentur Interfax mit. In Murmansk werde das Schiff mit 27 Besatzungsmitgliedern an Bord frühestens an diesem Montag erwartet.
Greenpeace-Aktivist Roman Dolgow sagte, im Raum stünde eine Anklage wegen Terrorismus. Dieser Vorwurf sei „absurd“. Die Crew werde von Bewaffneten bewacht.
„Wir wissen derzeit nicht, was genau an Bord passiert“, sagte Greenpeace-Sprecher Christoph von Lieven der Nachrichtenagentur dpa. Deutsche Aktivisten seien nicht an Bord. Von Lieven warf den russischen Behörden eine illegale Übernahme vor. „Unsere Kollegen werden gegen ihren Willen in internationalem Gewässer von der Küstenwache festgehalten. Das ist willkürliche Gewalt“, sagte er.
Die „Arctic Sunrise“, die unter niederländischer Flagge fährt, hatte in der Petschorasee gegen geplante Ölbohrungen des russischen Staatskonzerns Gazprom protestiert. Daraufhin hatte der FSB das Schiff geentert und die Crew festgesetzt. Greenpeace protestierte vor 18 russischen Botschaften weltweit gegen das Vorgehen der Behörden.
Der FSB bestätigte den Zwischenfall. Der Kapitän habe Aufforderungen zum Stopp ignoriert, teilte der Geheimdienst mit. Derzeit werde Material vorbereitet, das der Ermittlungsbehörde übergeben werden solle. Der Kapitän habe sich geweigert, das Protokoll über die Durchsuchung des Schiffs zu unterschreiben. Greenpeace wirft Russland vor, mit den geplanten Bohrungen das sensible Ökosystem der Arktis zu gefährden.