Haus- und Gartentrends 2017 Neuer Anstrich für Omas alte Stühle
Es braucht nicht viel mehr als Farbe, Zeit und Kreativität, damit ausrangierte Möbelstücke für draußen und drinnen wieder etwas hermachen.
Krefeld . Zugegeben: In ihrem Originalzustand würde man die Stühle aus hellbraun glänzendem Kiefer-Massivholz allenfalls an Großmutters Esszimmertisch vermuten. Waren die wirklich mal modern? „Die letzten 20 Jahre sicher nicht“, sagt Tanja Dahms und lacht. Für den Sperrmüll fand sie ihr Mann Johannes aber doch zu schade — und nahm die Überbleibsel einer Haushaltsauflösung mit in sein Lager in Krefeld. Dort verpassen er und seine Frau auch ausrangierten Möbelstücken einen neuen Look. „Wir arbeiten mit Gebrauchtmöbeln, um den Wirtschaftskreislauf so lange wie möglich am Leben zu halten“, erklärt Tanja Dahms die Philosophie des gleichnamigen Möbelladens.
Aus Omas altbackenen Esszimmerstühlen werden hier Sitzgelegenheiten im Landhaus-Stil. Für Balkon oder Garten? Warum nicht! Der Frühling hat aus meteorologischer Sicht schließlich schon angefangen. Zum Selbermachen? Klar, geht auch. Do-it-yourself ist angesagt, Individualität gefragt. „Kunden möchten besondere Möbelstücke, Einzelteile, die sonst niemand hat. Ähnlich wie bei der Ernährung wächst beim Thema Einrichtung das Bewusstsein für hochwertige Materialien“, glaubt Tanja Dahms. „Die Leute wollen wissen: Woraus besteht der Stuhl, auf dem ich sitze, der Tisch, an dem ich esse?“
Bei Tanja und Johannes Dahms bekommen die Holzstühle einen frühlingshaften Anstrich aus Kreidefarben in einer Kombination aus warmem Weiß und Hellgrau. Ein Vorteil der aus mineralischen Rohstoffen und natürlichen Pigmenten zusammengesetzten Farbe, die eigentlich an die Wand kommt: „Sie ist umweltschonender als Lack, weil sie weder Acryl noch Lösemittel enthält“, erklärt Tanja Dahms. Weil giftige Geruchsstoffe fehlen, könne man die Farbe sogar im Kinderzimmer auftragen — „Hauptsache, die Umgebung ist trocken und staubfrei.“ Und: „Wenn man mit Kreidefarbe arbeitet, müssen die Möbel vor dem Anstrich nicht abgeschliffen werden. Die Töne sind sehr pastellig und sollen harmonisch auf die Psyche wirken.“
Überhaupt: „Pastell geht immer“, findet Dahms, „Grautöne sind im Trend, aber auch knalliges Gelb oder Minttöne — gerne auch in Kombination.“ Holz und Metall. Bauhaus und Industrial. Erlaubt ist, was gefällt. „Es darf ruhig ein Material- und Stilmix sein. Der Tisch muss nicht perfekt zum Stuhl passen.“ Gemütlichkeit statt Perfektion. Dafür verpasst Tanja Dahms den grau-weißen Gartenstühlen mit Schmiergelpapier einen abgenutzten Look. Shabby-Chic nennt sie das.
Der passende Beistelltisch zu Omas aufgepeppten Esszimmerstühlen ist schwarz-weiß. Die Möbelexpertin hat ihn zuerst in mühsamer Handarbeit abgeschliffen und anschließend mit einem Tuch weißes Wachs auf die Tischoberfläche aufgetragen. „Durch das Wachs bleibt die Struktur des Holzes erhalten.“ Die schwarz lackierten Beine sorgen für ordentlich Kontrast. Wem das zu auffällig ist, der findet vielleicht mehr Gefallen an der größeren Alternative in mintgrün. „Hierfür habe ich zuerst blaugrünen Lack aufgetragen und dann mit Kreidefarbe in Mintgrün überstrichen.“
Tipp von der Expertin: Zum Streichen sollten Heimwerker besser Acryl- als Borstenpinsel benutzen. „Acrylpinsel haben weichere Borsten, dadurch sind die Pinselstriche auf den Möbeln weniger sichtbar.“ Wenn die Farbe getrocknet ist, einfach an den Tischkanten etwas Farbe abschleifen, damit der dunkle Lack wieder durchkommt. Zum Abschluss versiegeln — und: „Fertig ist der Used-Look.“
Das Ergebnis kann sich sehen lassen — und ist fast zu schön, als es Wind und Wetter im Garten zu überlassen. „Keine Sorge“, beruhigt Tanja Dahms. „Die Kreidefarbe lässt zwar etwas nach, wenn Tisch und Stühle regelmäßig Sonne und Regen ausgesetzt sind, aber das lässt sich im nächsten Jahr schnell ausbessern.“ Wem das zu viel Arbeit ist, dem empfiehlt die Expertin, die Möbel nach dem Streichen mit Parkettlack zu versiegeln. „Der ist nicht ökologisch, dafür aber extrem strapazierfähig.“
Und noch eine Deko-Idee: Denn Stühle und Tische machen sich nicht nur draußen gut, findet Tanja Dahms. „Im Winter kann man sie ins Wohnzimmer holen und mit einem Kissen dekorieren.“