Internet: Spaß oder Karrierefalle?

Viele Studenten stellen ihre private Daten ins Netz, ohne daran zu denken, dass auch Personalchefs dort recherchieren.

Düsseldorf. Der 24-jährige Student Stefan Schmidt (Name von der Redaktion geändert) staunte nicht schlecht, als am zweiten Tag seines Praktikums in einer Düsseldorfer PR-Agentur seine Kollegen ihm Bilder, auf denen er nur in ein Bettlaken gehüllt ist, präsentierten. Die Fotos waren auf einer "Römischen-Toga-Party" entstanden und der Student hatte sie auf seiner Seite im "studivz" für seine Freunde hochgeladen. "Eine Kollegin hatte mich bewusst im "studivz" gesucht und die Bilder in den Agenturverteiler gestellt. So konnte jeder Mitarbeiter, auch mein Chef, mich in einer Toga bewundern", ärgert sich Stefan.

Auch die Personalabteilung von Firmen greifen auf das Internet zur Kandidaten-Recherche zurück. "Das Medium wird als zusätzliche Informationsquelle genutzt", sagt Sebastian Hüsges aus der Personalabteilung der Victoria Versicherung. Bewerbungsunterlagen und -gespräch bleiben dennoch ausschlagebendste Informationsquelle. Die Personalabteilung der Barmenia nutzt das World Wide Web nur in Einzelfällen. "Wir berücksichtigen die Informationen indirekt", so Stephan Bongwald von der Wuppertaler Versicherung.

Der Auftritt im Internet kann aber auch förderlich für die eigene Karriere sein. "Eigene Homepages oder ähnliches wirken sich positiv auf Bewerbungen in unserem IT-Bereich aus", sagt Bongwald. Das "studivz" bietet seinen Nutzern deshalb die Möglichkeit, das Freizeitvergnügen mit dem Beruf zu verbinden. Seit August gibt es eine Kooperation mit "JobTV24". Mit einem Klick im "studivz" kommt man auf die Internetseite des Jobportals, dort werden Firmen in Video-Portraits für die potentiellen Bewerber vorgestellt. Es gibt aber auch Firmen wie zum Beispiel den Bayer Konzern aus Leverkusen, die sich ausschließlich auf die Bewerbungsunterlagen verlassen.

Die Mitgliedschaft in "studivz"-Themengruppen wie "Faul und demotiviert" oder "Chronisch unpünktlich", eröffnen Informationen über die Bewerber, die sie nicht aus dem Lebenslauf erfahren. Reiners vom BDU warnt: "Politische Äußerungen oder Fotos können negative Auswirkungen haben und im Extremfall zur Aussortierung des Kandidaten führen."

Internetplattform Studivz.net wurde im Oktober 2005 von zwei Studenten gegründet. Innerhalb kürzester Zeit wurde das Portal zum größten Netzwerk Europas, mittlerweile sind vier Millionen Nutzer registriert. Im Januar 2007 kaufte die Holtzbrinck-Gruppe die Plattform von den zwei Studenten.

Profil Die "studivz"-Nutzer legen sich ihr eigenes Profil mit Foto, Informationen über das Studienfach und belegte Vorlesungen an. Die eigene Darstellung kann durch weitere Angaben wie zum Beispiel zu Interessen, politischer Einstellung personalisiert werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit Fotoalben hochzuladen.

Netzwerk Auf jeder Nutzerseite werden die Freundschaften angezeigt, so sieht man wer mit wem befreundet ist. Durch einen Klick auf die eigenen Vorlesungen, kann man Personen kennenlernen, die man nur vom Sehen kennt. Gleichgesinnte finden sich in über einer Millionen Themengruppen.

Gruscheln Bekannt wurde das "studivz" unter anderem durch das "Gruschel"-Phänomen. Die unkomplizierte Möglichkeit mit Fremden in Kontakt zu treten, setzt sich aus den Worten "grüßen" und "kuscheln" zusammen.