Kälte schadet den Sportlern nicht

Studien belegen, dass Training auch im Winter gut ist. Jogger können auch mit Schnupfen laufen.

Düsseldorf. Es ist kalt, und das Wetter ist viel zu trüb, um sich an der frischen Luft zu bewegen. Ideale Wohlfühl-Bedingungen für den inneren Schweinehund also. Doch als Entschuldigung für das ausgefallene Training taugt das miese Winterwetter nicht mehr.

"Sport ist immer gut - egal, unter welchen Bedingungen", sagt Prof. Dr. Kai Röcker, leitender Oberarzt der Sportmedizin an der Uniklinik Freiburg. Der gleichen Meinung sind auch amerikanische Forscher, die das Training bei Kälte näher untersucht haben. Zu ihnen gehört der Lungenexperte Kenneth W.

Rundell: "Die meisten Menschen glauben, dass kalte Luft die Lungen schädigt oder Asthmasymptome hervorruft", erklärte er kürzlich der "New York Times". "In Wirklichkeit wird die Lunge aber nicht durch Kälte geschädigt. Es ist egal, wie kalt die Luft ist. Bis sie die Lunge erreicht hat, ist sie bereits warm." Das liegt an den vielen, von warmem Blut umgebenen Verästelungen, die die Luft passieren muss.

Dennoch befürchten viele Sportler, die kalten Temperaturen könnten ihnen schaden. "Einige klagen auch über Asthma, das durch das Training entsteht. Aber diese Irritation hängt nicht mit der Kälte, sondern mit der Trockenheit zusammen", weiß Rundell. Schließlich enthalte kalte Luft deutlich weniger Feuchtigkeit. "Denselben Effekt hätte man in warmer, trockener Luft."

Da die Atemwege bei Kälte am deutlichsten belastet werden, reguliert der Körper gegen, indem er die Bronchien verengt. "Im schlimmsten Fall kann das bei empfindlichen Personen zu Atemnot führen", sagt Röcker und fügt hinzu: "Die Verengung ist aber nicht auf bestimmte Temperaturen bezogen."

Die amerikanischen Forscher fanden zudem heraus, dass sich der Organismus - auch wenn man sich länger draußen aufhält - nicht an die Kälte anpasst. Ist es umgekehrt während des Trainings sehr heiß, ist der Körper durchaus zur Adaptation der veränderten Bedingungen in der Lage.

Doch wie sieht es aus, wenn die Kälte schon zugeschlagen hat, wenn die Nase bereits läuft und der Hals kratzt? Haben Erkältungssymptome einen Einfluss auf das Training? Der Sportwissenschaftler Leonard Kaminsky wollte es genau wissen und untersuchte 24 Männer und 21 Frauen im Alter von 18 bis 29 mit einem unterschiedlichen Fitnessgrad. Bevor er die Probanden auf das Laufband schickte, infizierte er sie mit dem Rhinovirus, das für die meisten Erkältungen verantwortlich ist. In der Vergleichsgruppe trainierten zehn gesunde Männer und Frauen.

Zwei Tage später, als der Schnupfen seinen Höhepunkt erreichte, trainierten die Probanden bei moderater und hoher Intensität auf dem Laufband. Das Ergebnis: Die Infektion hatte keinerlei Einfluss auf Funktionen wie Leistungsvermögen und Lungenfunktion. Selbst die Stoffwechselprozesse liefen zur Überraschung von Kaminsky wie im gesunden Zustand ab.

Ebenso überraschte ihn die Tatsache, dass das Training die Erkältungssymptome nicht verschlechterte und keinen Einfluss auf die Genesungsdauer hatte. Teilweise fühlten sich die Testpersonen nach der Belastung sogar besser.

Seit diesem Ergebnis rät Kaminsky seinen Patienten, die mit verstopfter Nase zu ihm kommen, weiter zu trainieren. "Sport ist mit Schnupfen kein Problem", sagt er. Allerdings müsse die Intensität deutlich reduziert werden. Kommen andere Symptome hinzu, sei Sport tabu.

Das rät auch Sportmediziner Röcker: "Schon bei Halsschmerzen sollte man auf eine Belastung besser verzichten, weil hinter den Beschwerden eine Infektion der Rachenmandeln stecken könnte. Da Sport zunächst das Immunsystem schwächt, kann der Erreger stärker werden und sich auf den gesamten Körper ausbreiten."

Generell sei zu empfehlen, bei Erkältungssymptomen vorsichtig zu sein, sagt Röcker. Denn mit jeder noch so geringen Infektion steige auch das Risiko einer Herzmuskelentzündung. Allerdings halte sich die Gefahr zum Glück in Grenzen.

Insgesamt ist die Zahl der Menschen, die an einer Entzündung des Herzmuskels sterben im Vergleich zu anderen Herzerkrankungen in Deutschland sehr gering. Laut dem Statistischen Bundesamt starben 2007 insgesamt 85 Menschen an der sogenannten Myokarditis.

In den Vorjahren lag die Zahl bei rund 100 Todesfällen - darunter befanden sich auch viele Nicht-Sportler. "Das Risiko steigt immens an, wenn man mit grippalen Symptomen trainiert", so Röcker.