Kampagne: Aufrüsten gegen den Enkel-Trick
LKA und Sparkassen wollen Senioren vor „perfider Masche“ der Organisierten Kriminalität schützen.
Düsseldorf. Der Trick ist ebenso gemein wie hinterhältig, aber er funktioniert leider immer noch: Allein in NRW wurden in den vergangenen drei Jahren mindestens 277 Senioren Opfer des sogenannten Enkel-Tricks, bei dem sich Betrüger als Verwandte des Opfers ausgeben, eine Notlage vortäuschen und Geld erbitten. Die überwiegend weiblichen Opfer wurden dabei insgesamt um fast drei Millionen Euro gebracht.
"Diese Zahlen sind aber nur die Spitze des Eisbergs - das Dunkelfeld ist mit Sicherheit sehr viel größer", weiß Wolfgang Gatzke, Direktor des NRW-Landeskriminalamtes (LKA). "Viele Opfer, die mit dieser perfiden Masche um ihre Lebensersparnisse gebracht wurden, schweigen aus Scham, so hereingelegt worden zu sein."
Gemeinsam mit der Düsseldorfer Stadtsparkasse will das LKA jetzt ältere Menschen besser vor Betrügern schützen und den falschen Enkeln das Handwerk legen.
Mit Plakaten an Geldautomaten und per Handzetteln in den 65 Geschäftsstellen sollen die Senioren vor den Tätern gewarnt werden. Weitere Sparkassen und Banken sollen sich dem Projekt anschließen. Außerdem werden die Service-Mitarbeiter der Sparkasse geschult, darauf zu achten, wenn gestresst wirkende Senioren größere Summen abheben wollen.
Sensibel sollen sie sich erkundigen, wofür das Geld gebraucht wird, gegebenenfalls auf den Enkeltrick hinweisen und dazu raten, die Polizei einzuschalten.
"Wir haben in jedem Jahr sechs bis sieben solcher Fälle", sagt Stadtsparkassen-Chef Peter Fröhlich. Der letzte liegt erst wenige Tage zurück: Am 18. Februar wollte eine ältere Düsseldorferin 15000 Euro abheben. Weil eine aufmerksame Stadtsparkassen-Mitarbeiterin misstrauisch wurde, informierten beide schließlich die Polizei, die dann tatsächlich wenig später zwei Täter festnehmen konnte.
Hinter dem Enkel-Trick stecken nach Ermittlungen des LKA organisierte Tätergruppen, zumeist in Polen angesiedelte osteuropäische Großfamilien. Sie recherchieren städteweise in elektronischen Telefonregistern nach alterstypischen Vornamen, geben sich den Angerufenen gegenüber als deren Kinder oder Enkel aus, schildern eine angebliche Notlage und erbitten Geld.
Dabei bauen die Täter mit Redewendungen wie "Du hast mich doch lieb, Omi!" oder "Du musst mir helfen!" emotionalen Druck auf. Erklärt sich das Opfer dann bereit zu helfen, wird ein Bote angekündigt, der sich mit einem vereinbarten Kennwort ausweist und das Geld abholt. Dabei sind die Boten nach LKA-Ermittlungen zumeist kurzfristig und nur für den Einzelfall angeheuert worden.