Kostenlose Computerspiele liegen im Trend
Der Spieler am Bildschirm muss nur für besondere Zusatzangebote zahlen – sonst ist alles gratis.
Hamburg. Wer in die virtuellen Welten von Onlinespielen eintauchen will, musste bisher das Spiel in der Packung kaufen, es installieren und dann ein Abo mit monatlichen Zahlungen abschließen. Doch während dieses Modell bei "World of Warcraft" & Co. als Standard gilt, setzt sich nun eine andere Idee immer weiter durch: die der "Free to play"-Titel. Für sie fallen keine Kosten an. Und der Spieler muss nur für besondere Annehmlichkeiten bezahlen.
Die Idee des freien Spielens ist nicht neu. Doch die billige Spielerei wurde oft mit geringem Budget entwickelt und präsentierte sich entsprechend. Gerade das ändert sich zunehmend. Einer größeren Öffentlichkeit bewusst wurde das Anfang dieses Jahres, als Frogster "Runes of Magic" ("RoM") herausbrachte.
Dabei handelt es sich um ein Online-Rollenspiel, das das Rad zwar nicht neu erfindet. Aber es gibt den "World of Warcraft"-erfahrenen Spielern genau das, was sie kennen und wünschen: Sie können in der mittelalterlich angehauchten - und qualitativ durchaus vergleichbaren - Fantasiewelt ihre Helden aufpäppeln und gemeinsam mit anderen im Kampf gegen starke Monster mächtige Ausrüstungsgegenstände ergattern.
Laut den Entwicklern ist es möglich, alle Abenteuer zu bestehen, ohne einen realen Cent zu zahlen. Wer will, wird trotzdem Geld los: Die Geschäftsidee hinter "Free to play" ist der Item-Shop: Für ein paar Euro kaufen registrierte Spieler die Spielwährung. Dafür gibt es im Shop Dinge vom Einrichtungsgegenstand bis zum Reitpferd.
Die Idee scheint zu funktionieren. Frogster hat im Mai verkündet, für "RoM" hätten sich bereits gut eine Million Menschen registriert. "Von den Spielern nutzen etwa 10 bis 15 Prozent den Item-Shop", so Sprecher Axel Schmidt - ein Anteil, der als relativ hoch gilt. "Franzosen nutzen den Item-Shop recht rege, die Deutschen auch - in den USA ist man noch etwas zurückhaltender."
Dass die Amerikaner die Zurückhaltung aufgeben, daran glauben wohl auch andere Entwickler. So hat Sony Online Entertainment (SOE) - etwa verantwortlich für "Everquest" - jüngst mit "Free Realms" ebenfalls einen "Free to play"-Titel veröffentlicht. Mit Erfolg: Bereits 17Tage nach dem Start vermeldete man den millionsten Nutzer.
Das hängt womöglich damit zusammen, dass sich "Free Realms" vom Rezept des Monster-Metzelns entfernt: Der Titel will etwas für die ganze Familie sein. Der Spieler kann sich etwa um ein Haustier oder auch die Entdeckung der Landschaften kümmern. Gekämpft wird nur auf Wunsch. Nervendes Installieren entfällt: Nur minimale Datenmengen werden auf den Rechner geladen.
"Es wird auch in Zukunft Online-Spiele mit Abonnements geben", sagt Stephan Reichart vom Bundesverband der Entwickler von Computerspielen (G.A.M.E.) in Berlin - um dann hinzuzufügen: "Der Massenmarkt werden die ,Free to play’-Titel sein."
Daran sind die Hersteller nicht unschuldig: Seit Jahren gibt es nicht mehr ganz neue Spiele als Zugabe zu Zeitschriften. Dadurch ist es manchem zur Gewohnheit geworden, für wenig Geld komplette Spiele zu bekommen, was die Bereitschaft, 50 Euro für aktuelle Titel auszugeben, nicht gesteigert hat.