Längere Garantiezeit für Elektrogeräte: Mehr Qualität statt Murks?
Bei Druckern, Handys und Fernsehern ist der Verschleiß oft rasant. Experten fordern längere Garantiezeit.
Düsseldorf. „Hatte bislang drei Drucker dieser Marke — bei allen stellte nach etwas über zwei Jahren der Druckkopf die Arbeit ein.“ Das schreibt ein verärgerter Nutzer auf Stefan Schriddes Internet-Portal „Murks? Nein Danke!“.
Nach mehreren TV-Auftritten erreichen ihn jeden Tag neue Murks-Meldungen, und genervte Gerätebesitzer klagen ihr Leid über Produkte, die kurz nach Ablauf der Garantiezeit ihren Geist aufgegeben haben.
„Mit meinem Internet-Portal will ich zeigen, dass wir hier nicht von Einzelfällen reden“, erklärt Schridde. Unterstützung bekommt er dabei vom Verbraucherschutz. Die Verbraucherzentrale fordert, dass die Zeit, in der man Geräte umtauschen kann, verlängert wird, wie Hyewon Seo von der Organisation erklärt.
In vielen Fällen sei es jedoch schwer, den Firmen Arglist nachzuweisen. „Wir brauchen einen offeneren Dialog mit den Unternehmen, und Kunden sollten zudem einfach mehr auf Qualität achten und somit Druck auf die Hersteller ausüben.“
Das sieht PC-Experte Sven Struzyna ähnlich: Er ist sich sicher, dass Kunden die Macht haben, etwas zu ändern. „Wenn sie nicht mehr bei solchen Herstellern kaufen, werden die nachbessern müssen.“
Dass der Verschleiß oft genauestens von den Herstellern geplant ist, davon ist Struzyna überzeugt. Sein besonderes Augenmerk gilt dabei den Druckern. Häufig werde bei den Geräten nach Ablauf der Garantiezeit eine Warnmeldung angezeigt, dass der Drucker gewartet werden müsse — eine weitere Nutzung ist dann unmöglich.
Auf Nachfrage erklärt Drucker-Produzent Canon dazu: „Der Kunde wird mittels einer Service-Anzeige darauf hingewiesen, wann der Tintenauffangbehälter ausgetauscht werden muss. Diese Warnmeldung (. . .) erfordert eine bewusste Stilllegung des Druckers.“
Struzyna sieht das anders. Er habe schon viele Drucker mit dieser Warnmeldung repariert, und bei sehr vielen hätte man noch Tausende vonseiten drucken können. Auf seiner Internet-Seite gibt er Tipps, wie man solche Fehlermeldungen mit einer einfachen Tastenkombination ausstellen kann.
Ulf Schrader, Ökonomie-Wissenschaftler an der TU Berlin, sieht das Projekt „Nutzen statt Besitzen“ als eine mögliche Antwort auf die Ressourcenknappheit, die durch die verkürzte Lebenszeit der Produkte droht.
„Das könnte ein Anreiz für Firmen sein, Einzelteile aus alten Geräten in neuen wiederzuverwerten“, sagt er. Totale Langlebigkeit sei jedoch nicht immer die Lösung. „Durch Verschleiß wird oft erst technischer Fortschritt ermöglicht und die Geräte werden zum Beispiel durch Forschung und Entwicklung energieeffizienter“, erklärt er.