Mit Lebenswillen Brustkrebs besiegt

Leslie Steffens war 33 Jahre alt, als sie den Tumor entdeckte. Sie hat überlebt und ist danach sogar schwanger geworden.

Moers. Es gibt bestimmte wenige Tage im Leben eines Menschen, die er nie vergisst. Jede Kleinigkeit hat sich unlöschbar ins Gehirn eingebrannt. Für Leslie Steffens ist dies der 3. Oktober 2003. An diesem Tag ertastet die damals 33-Jährige einen Knoten in ihrer Brust.

Noch am selben Tag sucht sie ihre Frauenärztin auf. "Sie teilte meinen Verdacht", erinnert sich Leslie. Nach der Mammographie und Punktion des Tumors ist es dann eindeutig: Leslie hat Brustkrebs. Für sie ist klar, sie wird kämpfen.

Die junge Frau ist kein Einzelfall, jährlich erkranken allein in Deutschland rund 58000 Frauen an dieser Krebsart - bei den meisten von ihnen muss der Tumor durch eine Operation entnommen werden. Früher musste nicht selten die ganze Brust entfernt werden.

Das war für Frauen meist ein Schock mit weitreichenden Konsequenzen. "Heute ist die Brusterhaltung Standard", erläutert Professor Werner Audretsch (siehe Mediziner) von den Sana-Kliniken Gerresheim in Düsseldorf.

Das heutige Problem bestehe allerdings darin, dass die Zusammenführung von sicherer Tumorentfernung und Sofortrekonstruktion viel komplexer sei als die klassische Brustkrebs-Chirurgie. Denn es müssten die onkologische Zielsetzung und die Kosmetik in einer Operation präzise auf einander abgestimmt werden. Noch gibt es nur wenige umfassend ausgebildete Mediziner.

Auch die Versorgung vor und nach der Operation hat sich in den vergangenen Jahren extrem verbessert und damit die Überlebenschancen der Patientinnen erhöht. Experten führen das auch darauf zurück, dass es mittlerweile Pflicht ist, in sogenannten Tumorkonferenzen die unterschiedlichen Behandlungsschritte miteinander abzustimmen. Dort wird festgelegt welche Bestrahlung, Chemotherapie und eventuell Hormontherapie eingesetzt wird.

"Alle Langzeitergebnisse weisen aber darauf hin, dass zwar die genannten Behandlungsmodalitäten alle eine gewisse Bedeutung haben und für den Einzelfall weiter entwickelt werden müssen. Inzwischen ist jedoch ein wesentlicher Paradigma-Wechsel eingetreten, der besagt, dass die Qualität des Operateurs mehr zählt als jede Zusatzbehandlung mit Chemotherapie", fügt der Mediziner hinzu.

Eine mangelhafte Operation könne auch nicht durch eine noch so gute Strahlentherapie oder Chemotherapie kompensiert werden. Deshalb müsse das Nahziel sein, dass es künftig ein Ausbildung zum Facharzt der Brustchirurgie gebe.

Weshalb bestimmte Frauen erkranken, andere wiederum verschont bleiben, ist bislang nicht umfassend geklärt. Zum einen werden Umwelteinflüsse verantwortlich gemacht. Andere Studien sagen, dass Frauen, die Rauchen oder die erblich vorbelastet sind, eher gefährdet seien. Hieb- und stichfest belegt ist das nicht.

Auch Leslie weiß bis heute nicht, warum gerade sie erkrankt war. Doch sie hat Glück gehabt, ihr Tumor wurde früh erkannt. Sie hatte sogar ein zweites Mal Glück: Trotz der Chemotherapie wurde sie schwanger und am 14. November 2005 kommt ihre gesunde Tochter Lisa Marie zur Welt. Und seitdem hat Leslie noch einen Tag in ihrem Leben, den sie nie vergessen wird.