Mitfahr-Portal kassiert mit

Fahrer, die auf der Internetseite „mitfahrgelegenheit.de“ Plätze in ihrem Auto anbieten, zahlen jetzt eine Gebühr.

Düsseldorf. Die Idee ist so einfach wie genial: Wer eine längere Autofahrt plant und die Kosten senken will, sucht sich mehrere Mitfahrer, die für die Fahrt bezahlen. Die Mitfahrer kommen im Vergleich zu anderen Beförderungsarten schnell und vor allem günstig ans Ziel.

Vor dem Internet gab es dafür Büros, über die Fahrer und Mitfahrer zusammenkamen. In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Anbieter diese Idee online aufgenommen und Portale mit mehreren Millionen Nutzern aufgebaut.

Alles beherrschender Markführer ist die Seite mitfahrgelegenheit.de, nicht zuletzt seit dem Kauf des Konkurrenten — und wohl ersten Online-Angebots dieser Art — mitfahrzentrale.de im Jahr 2010. Mit 4,5 Millionen registrierten Mitgliedern wirbt mitfahrgelegenheit.de auf seiner Internetseite.

Diese Zahl könnte in Zukunft schrumpfen. Denn die Vermittlung der Fahrten ist seit dem 27. März nicht mehr kostenlos. Der Anbieter verkauft den Nutzern das Ganze als neues Buchungssystem.

Bislang erfuhr der potenzielle Mitfahrer auf dem Portal die Nummer des Fahrers und rief dort einfach an. Jetzt muss er sich bei Strecken über 100 Kilometer Länge registrieren, im Voraus buchen und zahlen. Zuvor fand die Geldübergabe meist vor der Fahrt im Wagen statt.

Der Vorteil laut Unternehmen: Alles sei sicherer und verbindlicher, die Wahrscheinlichkeit der Absagen an den Fahrer verringere sich. Der Vorteil für das Unternehmen: Da alle Bezahlvorgänge jetzt über das Portal laufen, ist es auch kein Problem, von den Fahrern elf Prozent Vermittlungsgebühr zu nehmen. Wer also bei einer längeren Fahrt hundert Euro von seinen Mitfahrern kassiert, muss elf Euro an das Portal abführen.

Das verursacht bei langjährigen Nutzern Unmut. Josef Ferdinand Haschke aus Düsseldorf fährt seit vielen Jahren „mit“. In die thüringische Heimat, auf Konzerte nach Hamburg oder nach Berlin, um Freunde zu treffen. „Ich finde es nicht nachvollziehbar, dass mitfahrgelegenheit.de jetzt Geld nimmt“, sagt der 27-Jährige.

Ihn stört, dass sich die Nutzer jetzt anmelden und Daten angeben müssen. „Davor war es einfacher, ein paar Klicks und ein Anruf.“ Auf Facebook hat die Gruppe „Mitfahrgelegenheit.de-Boykott“, regen Zulauf. Fast 6000 Facebook-Mitgliedern „gefällt das“. „Wir möchten, dass Fahrgemeinschaften unkompliziert und steuerfrei bleiben und nicht durch Profitgier von Firmen kommerziell ausgenutzt werden“, schreiben die Gründer der Gruppe.

„Die Internetstimmen sind natürlich kritisch, aber bisher wird die neue Gebühr gut angenommen“, sagt Thomas Rosenthal von der carpooling.com GmbH. Das Unternehmen — beteiligt sind Daimler und der Investor Earlybird — betreibt neben mitfahrgelegenheit.de in neun europäischen Ländern vergleichbare Portale. „Wir haben immer noch sehr gute Nutzerzahlen und bieten dauerhaft 750 000 Fahrten an“, sagt Rosenthal.

Was die Nutzer des Portals ärgert, scheint die Konkurrenz zu freuen: „Seit der Ankündigung von mitfahrgelegenheit.de, die Vermittlungsgebühr einzuführen, sind unsere Neuregistrierungen explosionsartig in die Höhe geschossen“, sagt Tassilo Pilati, Betreiber des kostenlosen Anbieters drive2day.de. „mitfahrgelegenheit.de versucht jetzt, ihr Quasi-Monopol ausnutzen, um Millionen privater Kleinpendler die Kostenpflicht aufzuzwingen.“