Sechs Tipps zur Finanzberatung
Mit einigen Tricks kann der Kunde einen patenten Anlageberater erkennen.
Düsseldorf. Die Situation hat jeder schon einmal erlebt: Man sitzt einem Anlageberater in einer Bank gegenüber und fragt sich, ob das alles richtig ist, was der freundliche Mann von sich gibt. So erkennt man gute Berater.
"Anlageberater müssen sämtliche Anlageziele und -wünsche genauso ermitteln wie die Vermögenssituation, bestehende Schulden und die Risikobereitschaft", sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Skepsis sei bei Beratern angebracht, die auf diese Gesamtschau verzichten und sehr schnell über bestimmte Produkte reden.
Jeder Privathaushalt hat wie eine Firma Einnahmen und Ausgaben, Anlagen, Versicherungen und bestimmte Investitionspläne. Viele Geldinstitute machen sich aber nicht die Mühe, diesen Ist-Zustand durchzuchecken, wenn die Kunden nicht vermögend sind. In diese Lücke sind Finanzvertriebe gestoßen, die Anleger zu Hause besuchen und ihnen Haushalts-Checks anbieten, um Versorgungslücken aufzudecken. Nauhauser rät hier ebenfalls zur Vorsicht, auch wenn sich die Finanzvertriebe unabhängig nennen. "Die Vertriebsmitarbeiter leben ausschließlich von ihren Provisionen." Das spreche gegen eine Beratung im Sinne des Kunden.
Seriöse Berater weisen laut Verbraucherzentrale immer auf drei entscheidende Anlagekriterien hin: Rendite, Sicherheit und Flexibilität. Danach fragen sie den Kunden, was für ihn wichtig ist und halten diese Prioritäten schriftlich fest.
Eine kundenorientierte Finanzberatung beachtet auch die Absicherung existenzieller Risiken. Gibt es eine Haftpflicht- und Berufsunfähigkeitsversicherung? Ist die Familie abgesichert? Besteht ein Schutz für spezielle Risiken? Bei Beratern, die dies vernachlässigen, sei Misstrauen angebracht, sagt Nauhauser. Der Finanzexperte rät auch von Verkäufern ab, die eine private Rentenversicherung kombiniert mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) verkaufen wollen. Zum einen seien dann bei einer vorzeitigen Kündigung beide Policen verloren. Zum anderen gibt es flexiblere und günstigere Möglichkeiten.
Künftig haben Anlageberater jedes Beratungsgespräch, in dem es um Wertpapiere geht, zu protokollieren. Der auf Bank- und Kapitalanlagerecht spezialisierte Düsseldorfer Rechtsanwalt Julius Reiter warnt aber: "Eine falsche Beratung ist dadurch nicht ausgeschlossen." Er rät den Kunden, darauf zu pochen, dass der Berater ihre Wünsche und Anmerkungen in dem Protokoll festhält. Abhilfe bietet auch ein eigenes Protokoll oder ein Musterprotokoll im Internet (www.vz-bw.de/musterprotokoll).
Jurist Reiter empfiehlt, einen großen Bogen um Berater zu machen, die als Beleg ihrer Qualifikation Nachweise von ihrem Arbeitgeber oder von Produktanbietern vorzeigen. "Häufig haben sie dann nur eine Vertriebsschulung absolviert. Dies ist nichts anderes als ein Training mit dem Ziel, bestimmte Produkte zu verkaufen", sagt der Anwalt.