Studie: Schlafstörungen werden unterschätzt
Zahl der Betroffenen nimmt zu. Nur wenige gehen aber zum Arzt.
Düsseldorf. Ein Deutscher schläft in der Regel 7,5 Stunden in der Nacht - am Wochenende darf’s auch mal ein Stündchen länger sein. Bei immer mehr Menschen allerdings wird das Ein- oder Durchschlafen zum Problem. Ein oftmals unterschätztes Problem, wie Experten warnen.
Laut dem Gesundheitsreport2010 der Krankenkasse DAK klagt jeder zweite Erwerbstätige manchmal oder häufiger unter Schlafstörungen. Bei zehn Prozent oder etwa 800000 Menschen allein in Nordrhein-Westfalen sei das Problem so gravierend, dass es sich störend auf den Beruf auswirke, berichtete der NRW-Chef der DAK, Hans-Werner Veen, gestern in Düsseldorf.
Seit 2005 ist die Zahl der Krankmeldungen wegen Schlafstörungen um 44 Prozent angestiegen. Sie liegt aber weiter auf geringem Niveau. Denn viele Betroffenen gehen trotzdem zur Arbeit, konsultieren keinen Arzt und greifen lieber zu freiverkäuflichen Schlafmitteln. Die häufigsten Auslöser für Schlafprobleme sind Stress und Belastungen (39,7Prozent) sowie Sorgen und Ängste (24,2Prozent). Beides ist laut DAK-Studie durch die Wirtschaftskrise noch verstärkt worden. Auch Schichtarbeit kann Schlafprobleme hervorrufen.
Wolfgang Greulich, Neurologe an einem Hagener Krankenhaus, sagt: "Es gibt eine große Diskrepanz zwischen der Häufigkeit von Schlafstörungen und dem Bewusstsein darüber sowohl bei Betroffenen, als auch bei den Ärzten." Vielen sei nicht klar, wie wichtig ein erholsamer Nachtschlaf sei, beispielsweise für die Gedächtnisleistung oder die Funktion des Immunsystems. Sie unterschätzten das erhöhte Risiko, an Herz-Kreislauf-Problemen und Depressionen zu erkranken. In der Arbeitswelt von heute gelte es zudem als "modern", nicht viel zu schlafen.
Gravierende Schlafstörungen hat derjenige, der mindestens seit einem Monat über die Beschwerden klagt - und wenn diese mindestens drei Mal pro Woche auftreten und dann auch den Tag beeinträchtigen. Dann, so erklärt Wolfgang Greulich, sollte dringend der Hausarzt aufgesucht werden, der dann auch an einen Facharzt verweisen könne.