Teure Pause an den Raststätten

Autohöfe sind als Alternative nicht ganz so familienfreundlich, dafür aber doch um einiges günstiger.

Düsseldorf/München. Wer im Urlaub an einer Autobahn eine Rast einlegt, kann positiv überrascht oder bitter enttäuscht werden. Denn bei Deutschlands Rastanlagen gibt es nach Einschätzung des ADAC große Unterschiede. Dort hapere es teilweise immer noch an Sicherheit und Service — in puncto Familienfreundlichkeit können viele Raststätten im Gegensatz zu Autohöfen glänzen. Dafür müssen die Kunden in Raststätten aber tiefer in die Tasche greifen, wie der am Mittwoch zur Hauptreisezeit veröffentlichte ADAC-Rastanlagentest ergab. Die besten Noten erhielt eine Raststätte in Sachsen-Anhalt — auf dem letzten Platz landete ein Autohof in Brandenburg.

Wie schon bei früheren Tests bekamen die Rastanlagen bessere Noten als die Autohöfe. Zehn der 20 Raststätten schnitten mit „gut“ ab, bei den Autohöfen waren es fünf von 20. Drei Anlagen fielen mit „mangelhaft“ durch, darunter zwei Autohöfe. 22 Mal vergaben die Tester „ausreichend“, 13 Mal davon für Autohöfe. Testsieger ist die Raststätte Börde Süd an der A 2 in Sachsen-Anhalt. Der ADAC beurteilt sie als gepflegte, familienfreundliche Anlage mit sauberen Sanitäranlagen.

Der Autohof Plötzin an der A 10 in Brandenburg als Testverlierer war laut ADAC nicht familien- und behindertengerecht, und die Sicherheit für Fußgänger ließ zu wünschen übrig. Der Mineralölkonzern Total erklärte in einer Stellungnahme, bei der Anlage handele es sich um einen „klassischen Trucker-Stopp“. Von der Anmutung her handele es sich tatsächlich um einen der älteren Autohöfe. Daher erklärten sich Kritikpunkte wie ein fehlender Kinderspielplatz, teilte ein Sprecher mit.

In Nordrhein-Westfalen hat der ADAC zwei Raststätten und einen Autohof getestet und die Anlagen größtenteils positiv bewertet. Die Note „gut“ für saubere und attraktive Anlagen erhielten die Raststätte Lichtendorf Nord am Kreuz Dortmund/Unna an der A1 und der Autohof Porta Westfalica an der A 2. Die Note „ausreichend“ vergab der ADAC an die Raststätte Ohligser Heide West an der A 3 bei Hilden. Bemängelt wurden hier vor allem der vermüllte Außenbereich, der weite Weg vom Parkplatz zur Behinderten-Toilette und teures Essen.

Raststätten waren stets für Reisende konzipiert, die Autohöfe hatten sich ursprünglich vor allem auf Lastwagenfahrer ausgerichtet. Heute wenden sich die Autohöfe auch an Familien und preisbewusste Kunden. Tank & Rast begrüßte das Ergebnis. Zehn der getesteten Standorte aus dem Servicenetz hätten „gut“ erhalten. Tank & Rast stelle vier der fünf besten Rastanlagen. „Wir sind sehr zufrieden mit unseren sehr guten Bewertungen“, sagte Karl-H. Rolfes, Vorsitzender der Geschäftsführung von Tank & Rast.

Für die Autohofbetreiber sei der ADAC-Rastanlagentest die Messlatte für ihre Qualitätsanstrengungen, erläuterte der Geschäftsführer der Vereinigung Deutscher Autohöfe (VEDA), Herbert Quabach. „An den Autohöfen konnte man schon immer deutlich billiger tanken und gut und preiswert essen. Das sehen wir als ,familienfreundlich’ und schont den Geldbeutel.“

Beim Test-Einkauf im Raststätten-Kiosk zahlten die Prüfer im Schnitt 20 Prozent mehr als im Autohof-Shop. Im Gastronomie-Bereich waren die Autohöfe um etwa zehn Prozent günstiger als Raststätten. Dafür fehlten häufig Kindergerichte und Spielplätze im Freien.

Laut ADAC hapert es teils immer noch bei der Sicherheit. „Es fehlen häufig Fußwege entlang der Parkstreifen, damit Fußgänger sich nicht am Heck der Autos aufhalten müssen - weil das ein Unfallrisiko ist. Und es fehlen sichere Übergänge vom Parkbereich zu den Rastgebäuden“, sagte Projektleiterin Mady Christ.

Quabach hingegen hält diese ADAC-Vorgaben nicht für zielführend. „Auf keinem Supermarktparkplatz macht man Zebrasteifen.“ Auf Autohöfen, die laut ADAC eher schlecht abschneiden, gebe es eine klare Trennung zwischen Lkw und Pkw. Schwere Unfälle gebe es den Statistiken nach auf überfüllten Autobahn-Raststätten. „Der ADAC sollte hier prüfen, ob seine Bewertungskriterien zu den richtigen Ergebnissen kommen.“

Jede Anlage wurde an zwei Tagen von unterschiedlichen Testern unangemeldet anhand von gut 110 Einzelpunkten geprüft. Rund 25 000 Kilometer legten vier Fachleute aus dem Bereich Gastronomie und Service um Ostern zwischen dem 22. März und dem 2. April zurück.