Absprung ins Nass: Dog-Diving ist nichts für wasserscheue Hunde

Rommerskirchen (dpa/tmn) - Anlauf nehmen, abspringen und mit Karacho ins Wasser: Darum geht es bei der Hundesportart Dog-Diving. Mitmachen können alle nicht wasserscheuen gesunden Tiere. Damit der Weitsprung gelingt, müssen Herrchen und Hund gut zusammenarbeiten.

Die Labradorhündin sitzt mit gespitzten Ohren im Gras und fixiert ihr Herrchen aufmerksam. Auf sein Zeichen hin prescht sie los, rennt die Rampe hinauf, hinter der ein großes Becken liegt und hechtet dem Ball hinterher, den ihr Besitzer ins Wasser wirft. Die Distanz, die sie überwindet, beträgt etwas mehr als fünf Meter. Das ist ein gutes Ergebnis, auch wenn der Weltrekord im Big Air bei über neun Metern liegt. Bei Big Air, also viel Luft, handelt es sich um eine Disziplin der Sportart Dog-Diving.

„Dog-Diving ist eine Hunde-Trendsportart, die aus den USA kommt. Zu uns ist sie erst vor etwa drei Jahren herübergeschwappt“, erklärt Anke Winkel, Inhaberin einer Hundeschule in Rommerskirchen bei Köln. Eigentlich hat der Wassersport drei Disziplinen: Extreme Vertical, Speed-Retrieve und Big Air. Die ersten beiden - eine Art Hochsprung, bei dem nach einem Spielzeug geschnappt werden muss und das Apportieren eines Objektes aus dem Wasser — werden in Deutschland nicht praktiziert.

„Bei uns besteht Dog-Diving bisher nur aus der dritten Disziplin, dem Big Air“, sagt Hundetrainerin Winkel, die den Sport seit 2009 mit ihrer Initiative „Dog-Diving Germany“ in ganz Deutschland präsentiert. Im Grunde handelt es sich um nichts anderes, als um einen Weitsprung ins Wasser. Dafür braucht es ein speziell vorbereitetes Umfeld: Einen Pool, der in der Regel um die 10 Meter lang, 5 Meter breit und 1,30 Meter tief ist, eine Rampe, die an ihn heranführt und an in ihrem Ende wie ein Sprungbrett über das Becken ragt und ein Aufgang, über den die Hunde das Wasser wieder verlassen können.

„Vom Ablauf her ist es so, dass man seinen Hund in einigen Metern Abstand vor der Rampe Sitz machen lässt und sich selbst in der Nähe des Absprungpunktes positioniert“, sagt Jörg Winter, Hundetrainer in einer Hundeschule in Karlsruhe, die regelmäßig Dog-Diving-Kurse anbietet. Dann gibt ihm der Besitzer das Zeichen zum Loslaufen, motiviert ihn zum Sprint über die Rampe und bringt ihn durch das Ballwerfen dazu, möglichst weit ins Nass zu springen. „Gemessen wird die Distanz bis zu dem Punkt, an dem die Hinterläufe des Hundes das Wasser berühren.“

Wie gut das Ergebnis ausfällt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Etwa von der Sprungkraft des Vierbeiners oder wie viel Anlauf er hatte — vor allem aber vom Trainingsstand des Mensch-Hund-Duos. „Natürlich gibt es Naturtalente. In der Regel bedarf es aber schon Übung, damit alles reibungslos klappt“, sagt Winkel. Schließlich muss der Hund erst verstehen, was Herrchen von ihm will. Dieser wiederum muss lernen, wie er das Tier am besten anleitet und motiviert.

Vor dem ersten Dog-Diving-Training ist es wichtig, den Hund mit dem Ablauf vertraut zu machen. Dazu sollte ihn der Halter auf die Rampe führen und ihn hinabschauen zu lassen. Weiterhin sollte er die Gelegenheit haben, den Pool selbstständig zu erkunden. „Außerdem sollte man ihm den Aufgang zeigen, über den er das Becken verlassen kann. Sonst versucht er nach dem Sprung womöglich, an einer anderen Stelle herauszukommen, und verfällt in Panik“, sagt Winter.

Wenn ein Hund trotz allem ängstlich bleibt und nicht springen will, sollte man ihn nicht drängen. Gleiches gilt bei Vierbeinern, die wasserscheu sind. „Für diese Tiere wäre das Ganze eine Qual, und das sollte man ihnen nicht antun, nur weil man selbst Dog-Diving-Fan ist“, sagt Astrid Behr vom Bundesverband praktizierender Tierärzte in Frankfurt/Main. Ganz verzichten sollten Hunde mit bestimmten Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Problemen, Gelenkschäden und chronischer Ohren-Entzündung. „Auch bei sehr jungen oder alten Tieren wäre ich vorsichtig“, fügt Behr hinzu.

Ist das Tier fit und hat Spaß daran, ist nichts gegen einen Einstieg ins Dog-Diving einzuwenden. Es ist ein risikoarmer Sport, bei dem dennoch einige Sicherheitsvorkehrungen beachtet werden sollten. Besitzer sollten sich vergewissern, dass die Rampe rutschfest ist und alle Ecken und Kanten, an denen der Hund sich verletzten könnte, verkleidet werden. Außerdem muss das Wasser so tief sein, dass das Tier beim Sprung nicht Gefahr läuft, auf dem Boden aufzukommen und sich zu stauchen.

Trainingseffekte, die man von anderen Hundesportarten wie Agility kennt, kann man aber nicht unbedingt erwarten. „Die paar Meter Anlauf und die kurze Schwimmstrecke bringen kaum etwas in punkto Kraft, Ausdauer und Muskelaufbau. Und viel Geschicklichkeit erfordert es auch nicht, die Rampe rauf zu rennen und dem Spielzeug nachzuspringen“, erklärt Sylvia Gahn, Mitglied im Bayerischen Landesverband für Hundesport. Eines könne man dem Sport, den sie und ihr Vierbeiner schon ausprobiert haben, aber nicht absprechen: „Es macht Spaß.“