Augen auf beim Hundekauf - Experte: Wesen der Tiere beachten

Birken-Honigsessen (dpa) - Der Hund gilt als bester Freund des Menschen. Doch das Bild zahlreicher Menschen von diesen Tieren ist nach Meinung eines Experten verzerrt. Das liege auch an tierischen TV-Stars.

„Lassie“, „Komissar Rex“ und „Huutsch“ sind tierische Kino- oder Fernsehstars. Doch die berühmten Vierbeiner verbreiten nach Meinung eines Experten ein falsches Bild bestimmter Hundearten. Es entstünden Klischees, die Familien Tiere falscher Rassen kaufen ließen, sagte der Biologe Dirk Roos in einem Interview. Er ist Forschungsleiter der Gesellschaft für Haustierforschung in Birken-Honigsessen im Westerwald.

Welche falschen Bilder von Hunden gibt es?

Roos: Ein Fehler ist, dass man sagt: Haushund ist gleich auch guter Familienhund. Das ist nicht der Fall, weil die meisten Haushunde für spezielle Zwecke gezüchtet worden sind. Dabei stand nicht unbedingt im Vordergrund, einen guten Familienhund zu erzielen. Beispiele sind Herdenschutzhunde, Jagdhunde oder Wachhunde. Sie haben in erster Linie andere Aufgaben als gut mit Kindern und in der Gesellschaft zu funktionieren.

Wie entstehen solch falsche Vorstellungen von Hunden?

Roos: Das sind Klischees, die über das Fernsehen transportiert werden. Ob „Lassie“ oder „101 Dalmatiner“ - das sind alles Sendungen, die kein allzu realistisches Bild von Hunden wiedergeben. Modehunde waren neben den Collies nach „Lassie“ und den Dalmatinern nach dem Film „Scott & Huutsch“ auch die Bordeaux Dogge und nach der Serie „Kommissar Rex“ der Schäferhund. Die Sendungen sorgen dafür, dass bestimmte Hundetypen Modehunde sind und dass sie dann in großer Zahl gezüchtet werden. Das wiederum heißt, dass einige Züchter nicht so sehr auf die Gesundheit und ein gutes Sozialverhalten achten, sondern nur große Massen produzieren. Das führt zu großen Problemen.

Was sind mögliche Folgen?

Roos: Viele Leute, die den Hund nur nach dem Aussehen kaufen, sind enttäuscht, wenn es dann zu einem Verhalten kommt, mit dem sie nicht gerechnet haben. Wir haben in unserer Station zum Beispiel einen Westerwälder Kuhhund. Diese Tiere wurden gezüchtet, um in Mittelgebirgslagen Rinder zu treiben. Sie haben ein entsprechendes Temperament, wollen ständig Bewegung haben und haben nicht so viel Geduld. Wir haben ihn aus einer kinderreichen Familie bekommen, denen er zu temperamentvoll war. Danach haben sie sich einen Border Collie geholt, aber auch der ist gezüchtet worden, um Tiere zu treiben.

Welche Rassen eigenen sich denn als Familienhunde?

Roos: Empfohlen werden Golden Retriever oder Labradore. Sie haben ein gutes Gemüt, abgesehen von einigen Zuchtlinien, die auch problematisches Verhalten zeigen. Und es gibt eine Rasse, die speziell darauf gezüchtet wird, in der Gesellschaft zu funktionieren: Das ist der sogenannte Elo. Sie sind nicht zu reizempfindlich und können auch gut in einer Stadt mit viel Lärm gehalten werden. Bei Mischlingen wiederum ist das Verhaltensmuster reine Glückssache, je nachdem was hineingemischt wurde. Er kann als Familienhund geeignet oder ungeeignet sein. Den Mischling gibt es nicht, es gibt keinen Hundetyp, der vom Verhalten her so variiert und unberechenbar ist.

Man sollte also beim Kauf eines Hundes genau hinschauen?

Roos: Man sollte zu Züchtern gehen, die nicht unbedingt darauf angewiesen sind, mit der Zucht ihr ganzes Geld zu verdienen. Es sollten Züchter sein, die nicht zu viele Hunde züchten, damit sichergestellt ist, dass die Tiere auf Menschen und andere Hunde sozialisiert sind. Wichtig sind früher Menschenkontakt sowie Kontakt zu verschiedenen Hundetypen und Umweltreizen schon in der Welpen-Phase.