Helfer auf vier Pfoten: Paten für Begleithunde gesucht
Koblenz (dpa/tmn) - Rollstuhlfahrer oder blinde Menschen können einen Begleithund anfordern. Bevor die Tiere eine spezielle Ausbildung bekommen, leben sie zur Vorbereitung bei Paten. Das kann jeder übernehmen, der viel Zeit und Geduld mitbringt.
Sie heißen Elsa und Quandace, sind zwei Jahre und ein Jahr alt, haben dunkle Kulleraugen, sind vom Charakter her sehr unterschiedlich und bei Regina Jung zu Hause. Noch. Die Erzieherin aus Biebesheim am Rhein ist nämlich Patin der beiden jungen Hunde, die bald zu Begleithunden für Rollstuhlfahrer ausgebildet werden sollen.
Solche Paten werden von verschiedenen Vereinen in Deutschland immer wieder gesucht. Im Alter von acht Wochen kommen die Welpen von den Züchtern zu ihren Paten und leben dort ein gutes Jahr. „Die Tiere brauchen von Anfang an eine erziehende Hand und eine Bezugsperson, die sie sanft mit positiven Methoden erzieht und konsequent ist“, sagt Tatjana Kreidler, Vorsitzende des Vereins VITA Assistenzhunde in Hümmerich bei Koblenz.
So sollen die kleinen Kerle vorbereitet werden, um später Rollstuhlfahrer als Begleithunde in ihrem Alltag zu unterstützen. Die Paten müssen den Hunden jedoch nicht spezielle Fertigkeiten wie das Öffnen einer Tür oder das Bringen eines Telefons beibringen - das lernen sie später. Vielmehr erfahren die Welpen bei ihnen die Sozialisation: Sie lernen also Sitz, Platz, Fuß und was Beißhemmung oder Stubenreinheit bedeuten.
„Ich nehme die Hunde mit, wenn ich die Mülltonne herausbringe, so lernt er das große, schwarze Ding kennen, das sich bewegt“, sagt Jung. Auf dem Weg zur Post kommt die Erzieherin an einem Schulhof vorbei - also ist sie dort mit dem Vierbeiner unterwegs, wenn gerade Pause ist und die Kinder toben, kreischen und lachen.
„Die Prägephase dauert von der vierten bis zur zwölften Woche“, erklärt Tierärztin Sabine Häcker vom Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater und Vorsitzende des Vereins Hunde für Handicaps in Berlin. „In der Zeit sollte er möglichst viel kennenlernen.“
Das bedeutet einen großen Zeitaufwand. „Drei Stunden am Tag ist man sicher mit Füttern, Gassi gehen und Training beschäftigt“, sagt Häcker. Ein- bis zweimal wöchentlich treffen sich Hundetrainer, Paten und Tiere außerdem zum gemeinsamen Üben.
Wer mit dem Gedanken spielt, sich als Pate zu bewerben, sollte sich das vorab gründlich überlegen, statt einem spontanen Gefühl oder Wunsch nach einem Tier nachzugeben. Daneben braucht man Empathie und Geduld, um einen Hund für seine spätere Aufgabe vorzubereiten. Interessenten sollten sich bei den Vereinen beraten lassen und bei Trainings vorbeischauen.
Erfahrung als Hundehalter ist nicht erforderlich. Die Paten werden immer geschult, etwa wie man Grundgehorsam übt, was die Körperhaltung des Tieres aussagt, wie man es an Neues heranführt. „Die Paten werden sehr eng von den Trainern betreut und bekommen jederzeit Unterstützung", sagt Kreidler.
Der Pate bekommt die Grundausstattung für die Tiere geliehen - Decke, Futter, Schüsseln, bei den meisten Vereinen auch Tierarztkosten, Hundesteuer und Versicherung. „Bei uns müssen die Paten einzig bei der Hundehaftpflichtversicherung eine Eigenbeteiligung von 50 Euro für Schäden, die der Hund im eigenen Haushalt anrichtet, in Kauf nehmen“, erklärt Häcker.
Bei der Urlaubsplanung muss die Wahl auf ein Reiseziel fallen, bei dem die Welpen mitfahren können. Notfalls kommen sie in dieser Zeit bei den Trainern unter. Und irgendwann kommt der große Moment: „Viele schieben weg, dass sie den Hund nach etwa einem Jahr etwa wieder abgeben müssen“, sagt Häcker.
Service:
Wer sich als Paten für einen Hund bewerben möchte, kann sich zum Beispiel an den Verein Vita-Assistenzhunde wenden.