Hunde-Fernsehen soll einsame Vierbeiner trösten

Berlin (dpa) - Aus dem Körbchen vor die Mattscheibe: Fernsehmacher aus Amerika haben Hunde als Zielgruppe für sich entdeckt. Den ersten TV-Sender speziell für die Vierbeiner gibt es jetzt auch in Deutschland.

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Tierschützer sehen das kritisch.

Dieser Fernsehsender zeigt vor allem eins: Hunde. Hunde in allen möglichen Situationen. Welpen räkeln sich im Körbchen, das Fell eines schlafenden Cocker-Spaniels bewegt sich sanft im Wind, ein Retriever tobt in wilden Sätzen durch ein Maisfeld. Wer sich dafür interessieren soll? Hunde eben. Der Sender DogTV ist kürzlich in Deutschland gestartet und sendet im Telekom-Angebot Entertain rund um die Uhr ein speziell auf die Vierbeiner zugeschnittenes Programm.

Der Hundekanal solle die Tiere beruhigen und beschäftigen, wenn Herrchen und Frauchen außer Haus seien, sagt Gilad Neumann, Mitgründer des Senders. Die TV-Macher beteuern: Hunde gucken wirklich auf die Mattscheibe, wenn auch in der Regel nur wenige Minuten am Stück. Und wenn nicht, freuten sie sich über Geräusche und Musik. „Wir wollen das Leben der 300 Millionen Hunde auf der Welt verbessern“, hat sich Neumann zur Mission gemacht.

Dazu habe man gemeinsam mit Wissenschaftlern genau die Fernseh-Bedürfnisse von Hunden erforscht. Herausgekommen ist ein Programm, das mit herkömmlichem TV nicht viel gemein hat. Die Hunde-Sendungen sind fünf bis sieben Minuten lang und fast ausnahmslos aus Hundeperspektive gefilmt. Weil die Tiere rot-grün-blind sind, werden auf den Bildern nachträglich die Farben Gelb und Blau verstärkt. Laute Geräusche, die die empfindlichen Ohren stören könnten, sowie Werbung sucht man auf DogTV vergebens.

Am Vormittag bestimmt Entspannung das Programm. Kurz nach der Trennung von Herrchen oder Frauchen sei der Stress-Level der Tiere nämlich besonders hoch. Schneebedeckte Gipfel oder weite Wiesen flimmern über den Bildschirm, Artgenossen lümmeln herum. „Wenn die Hunde diese Entspannungsfilme sehen, schlafen sie oft ein“, sagt Neumann.

Weil zu viel Schlaf laut Verhaltensforschern aber auch nicht gut für die tierische Psyche ist, sorgen actionreichere Sequenzen zwischendurch für Abwechslung. Zu treibender klassischer Musik springt ein Hund in den Swimmingpool, ein anderer steht gar vorne auf einem Surfbrett. Bei diesem Programm hält es Hunde angeblich nicht mehr auf ihrem Platz. Manche suchten sogar hinter dem Fernseher nach dem Artgenossen, den sie gerade auf dem Bildschirm gesehen hätten.

Die Idee für das Hundefernsehen stammt aus den USA. Dort gibt es DogTV schon seit 2013. Seit November läuft das Programm in Deutschland, es ist über das Telekom-Angebot Entertain zu empfangen und kostet keinen Aufschlag. Knapp ein Prozent der Nutzer bliebe mindestens einmal pro Monat bei DogTV hängen - das sei für einen Newcomer-Sender keine schlechte Quote, sagt Peter Kerckhoff von der Telekom. Geld verdienen wollen die Macher vor allem durch Werbung auf sozialen Netzwerken und ein kostenpflichtiges Streaming-Angebot.

Tierschützer sehen das Hundefernsehen kritisch. Es bestehe die Gefahr, dass Halter das Fernsehprogramm als artgerechte Beschäftigung fehlinterpretierten, mahnt ein Sprecher des Deutschen Tierschutzbundes. „Fernsehen kann Spaziergänge oder Spielen keinesfalls ersetzen.“

Der Erfinder Neumann ist trotzdem überzeugt von seinem Sender. Rückmeldungen der Nutzer bestätigten ihm: Den Hunden ginge es durch DogTV besser. Sie knabberten seltener die Möbel an und verrichteten auch weniger oft ihr Geschäft auf dem Wohnzimmerteppich. In Couch-Potatoes verwandelten sie sich trotzdem nicht. „Kein Hund würde Fernsehen einem Spaziergang vorziehen.“