Kampf gegen Hundekot - Städte setzen auf elektronische Hilfe
Görlitz (dpa) - Stinkende Hinterlassenschaften von Hunden sind ein vielerorts ein unappetitliches Ärgernis. Moderne Technik könnte helfen, das Problem in den Griff zu bekommen. Doch ohne die Halter geht es kaum.
Der ewige Ärger über Hundehaufen vor der Haustür hat Markus Meiers Erfindergeist geweckt. „Man muss gut aufpassen, wo man hintritt“, ist seine Erfahrung - und die hat er satt. Der Görlitzer Software-Entwickler hat mit seinem Team an einer speziellen App zu dem leidigen Thema tüftelt. Die Anwendung für internetfähige Mobiltelefone ist zwar noch nicht ganz reif für den praktischen Einsatz. Doch mit Unterstützung der Stadtverwaltung in Görlitz arbeitet das Team an einer tauglichen App-Version, die Hundehaltern einen Überblick gibt, wo überall Müll entsorgt wird. Und alle anderen könnten Fundorte der ungeliebten Haufen kartieren.
„Alle Städte und Gemeinden in Deutschland sind zumindest punktuell und zeitweise mit dieser Problematik befasst“, sagt Agneta Psczolla, Pressesprecherin des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Hundekot verschmutze Parks, Wiesen, Spielplätze und Bürgersteige. Tourismusorte unternehmen bei diesem Thema besondere Anstrengungen, um den Erwartungen der Gäste an Sauberkeit gerecht zu werden. So sei in Nürnberg ein Hundekotsauger auf Motorrollern für die Reinigung von Gehwegen im Einsatz.
Das Görlitzer Ordnungsamt hat Meiers Firma inzwischen die Koordinaten aller 500 öffentlichen Mülleimer in der deutsch-polnischen Grenzstadt übermittelt. Mit der fertigen Anwendung auf dem Handy könnten Hundehalter gezielt Stellen ansteuern, um die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner zu entsorgen, glaubt Behördenchef Holger Kloß. Ihren guten Willen dabei vorausgesetzt.
Ohnehin habe jeder, der mit einem Hund unterwegs ist, bei Kontrollen Tüten in „ausreichender Menge“ vorzuweisen, um Kot pflichtgemäß von der Straße zu beseitigen. „Das ist bei vielen im Bewusstsein angekommen“, sagt Kloß. Seine Kollegen stellten kaum Nachlässigkeiten fest, wenn sie Hundebesitzer auf der Straße überprüften. Ob Herrchen oder Frauchen die vorgeschriebenen Tüten im Ernstfall tatsächlich verwenden, bleibt allerdings ungewiss.
„Die Wahrscheinlichkeit, dass man jemanden erwischt, dessen Hund auf die Straße macht, ist gering“, sagt Kloß. Schmutzecken in der Stadt verleiten eher dazu, dass mancher kein schlechtes Gewissen habe, wenn sich sein Hund gerade dort erleichtert, etwa vor verwaisten Grundstücken. Tatsächlich gebe es in einigen Straßen von Görlitz etliche leerstehende Häuser, wo sich in Eingängen illegaler Müll türmt, weiß man im Ordnungsamt.
In vielen Städten stehen Entsorgungsbehälter mit Tütenspendern, an denen sich Hundehalter bedienen können. In Potsdam gibt es 29 Stationen, die im gesamten Stadtgebiet verteilt sind. Zunehmend setzen Kommunen offenbar auch auf elektronische Hilfe.
In Ingelheim in Rheinland-Pfalz etwa können Bürger mit einer kostenlosen Smartphone-Variante oder auf einer Internetplattform Mängel und Ärgernisse aller Art melden, ob Schlaglöcher, wilde Mülldeponien oder defekte Straßenlaternen. In diesem Frühjahr hat die Stadt ihre Bürger-Echo-App um eine Kategorie für Hundekot erweitert, so dass Nutzer der Anwendung ein Foto mit der genauen Ortsposition des Haufens senden können. „Die Aktion hat sich ausgezahlt“, heißt es aus dem Ingelheimer Rathaus. Die Stadt könne rasch reagieren, etwa Tütenspender an neuralgischen Punkten aufstellen.
Auch das elektronische Bürgerbeteiligungsportal maerker.de in Brandenburg erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Das Innenministerium in Potsdam bilanzierte 2012, dass sich jeder zehnte Nutzer von „Maerker“ bei seiner Kommune über Abfall- oder Müllprobleme beklagte, auch über Hundehaufen vor der Haustür.
Holger Kloß ist sich allerdings bewusst, dass solche Systeme keine Wunder bewirken. „Es wird nicht klinisch rein“, sagt der Görlitzer Ordnungsamtsleiter. Doch es könnte helfen, Sauberkeit als Ganzes zu sehen und die Sensibilität der Bürger zu erhöhen. Görlitz will demnächst die Mülleimer der Stadt mit auffälligen Aufklebern sichtbarer machen. Motive dafür sollen in einem Ideenwettbewerb entstehen, zu dem die Stadt nach den Sommerferien aufrufen werde.