Tierischer Umsatz - Hunde sind ein Wirtschaftsfaktor
Köln (dpa) - Ob Leckerli, Leine oder Luxusnapf: Für ihren Hund geben die Deutschen gerne Geld aus. Das Geschäft mit dem Vierbeiner bringt Milliardenumsätze. Den 5. Juni feiert der Verband VDH als „Tag des Hundes“.
Sie sind treue Begleiter, der beste Freund des Menschen - und ein enormer Wirtschaftsfaktor: Hunde. Ob für Futter, Spielzeug oder Tierarzt, das Wohl ihres Vierbeiners ist den Deutschen einiges wert. 50 bis 100 Euro geben Hundebesitzer laut dem Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) im Schnitt monatlich für ihr Tier aus, je nachdem, wie groß und alt es ist.
Für den Einzelnen mag das viel oder wenig sein. Für die Wirtschaft insgesamt ist der Faktor Hund beträchtlich. In Deutschland leben 5,3 Millionen bellende Vierbeiner. Sie zählen neben Katzen zu den beliebtesten Haustieren. Das Geschäft mit Schäferhund, Dackel und Labrador brummt - umsatzstark und krisensicher. Allein für Hundefutter gaben die Deutschen nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Jahr 2010 rund 834 Millionen Euro aus. Zum Vergleich: Für Babynahrung zahlten sie etwa 556 Millionen.
Und Leckerlis allein machen Fifi schon lange nicht mehr froh. Der Umsatz mit Hundebedarfsartikeln kletterte im vergangenen Jahr auf 155 Millionen Euro - ein Zuwachs von 3,3 Prozent gegenüber 2009. „Dazu gehört alles, was der Hund braucht, aber nicht fressen darf“, sagt der Sprecher des Industrieverbands Heimtierbedarf IVH, Detlev Nolte, also Zubehör wie Leinen, Bürsten, Körbchen oder Spielzeug.
Alle Ausgaben, die direkt oder indirekt mit der Hundehaltung zusammenhängen, summieren sich auf rund fünf Milliarden Euro im Jahr. Zu diesem Ergebnis kommen Renate Ohr und Götz Zeddies in einer Studie an der Universität Göttingen im Auftrag des IVH. Die umfassenden Berechnungen der beiden Ökonomen liegen zwar schon fünf Jahre zurück. Doch ihre Zahlen seien auch heute noch aktuell, sagt VDH-Geschäftsführer Leif Kopernik.
Der IVH schätzt, dass auf jede Milliarde, die mit Hundefutter umgesetzt wird, etwa vier weitere an sonstigen, gesamtwirtschaftlich relevanten Umsätzen folgen. Die Göttinger Forscher zählen dazu die Erlöse von Tierärzten, Hundeschulen, -vereinen, -salons und -pensionen, Züchtern, Schauen, Tierheimen und Versicherungen. Schwer zu beziffern sind die Ausgaben für Gassi-Geher oder Dog-Sitter. Auch der Staat verdient mit. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes kassierten die Kommunen im vergangenen Jahr bundesweit 258 Millionen Euro Hundesteuern.
Die Umsätze aus der Hundehaltung machten im Jahr 2010 etwa 0,2 Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes aus - der Anteil der Land- und Forstwirtschaft beispielsweise lag bei 0,9 Prozent. Etwa 100 000 Arbeitsplätze wie Tierarzt oder Verkäufer sind in Deutschland laut der Göttinger Analyse mit Hunden verbunden.
Und das ändert sich auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kaum. „Der gesamte Bereich ist ziemlich resistent gegen Krisen“, sagt Nolte. „Die Leute schaffen nicht plötzlich ihr Tier ab, weil kein Tarifabschluss zustande kommt.“
Und selbst wenn das erfüllte Hundeleben endet, kann der Vierbeiner noch die Wirtschaft ankurbeln. Das Geschäft mit Tierbestattungen und -friedhöfen boomt, den Umsatz schätzt Gert Buttgereit vom Bundesverband der Tierbestatter (BVT) auf rund 10 Millionen Euro. Herrchen zahlt für Bestattung und Ruhestätte 100 bis 450 Euro. Was sein Hund ihm vorher gegeben hat, ist vermutlich unbezahlbar.