Ware aus Japan wird kontrolliert

Der Experte Reinhard Lennartz sieht keine Gefahr für Deutsche. Auch Anrainerstaaten sind nicht gefährdet.

Jülich/Düsseldorf. Das Leid in Japan ist groß. So gilt die größte Sorge der Menschen weltweit den Betroffenen. Das zeigen auch die Fragen unserer Leser an Dr. Reinhard Lennartz vom Forschungszentrum Jülich.

Das stimmt so nicht, in Tschernobyl wurde erst nach der Katastrophe evakuiert. So wurde beispielsweise die Stadt Prypriat, die nur ein paar Kilometer von der Reaktoranlage entfernt liegt, erst nach zwei Tagen geräumt — erst als Messdaten vorlagen. Und die Millionenstadt Kiew, die etwa 100 Kilometer entfernt liegt, wurde gar nicht evakuiert. In Japan ist die Räumung bislang vorsorglich.

Die Brennstäbe geben auch nach der Abschaltung noch extrem viel Wärme ab. Deshalb müssen sie auch weiterhin gekühlt werden. In der Regel dauert es Monate, bis sie keine gewaltige Hitze mehr abgeben.

Im Prinzip mindert die permanente Kühlung der Brennstäbe die Gefahr. Diese verhindert, dass die Temperatur so steigt, dass die Materialien des Reaktors nachgeben, sich auflösen und es zur Kernschmelze kommt.

Da muss man unterscheiden. Es gibt die Sofortschäden: Der Mensch wird einer hohen Strahlenbelastung von einem und mehr Sievert ausgesetzt. Der Betroffene kann an Übelkeit leiden, Haarausfall bekommen oder bei weit höherer Strahlenbelastung sogar sterben. Menschen, die weniger Strahlung ausgesetzt werden, merken unmittelbar gar nichts. Sie haben ein geringfügig höheres Risiko, an Krebs zu erkranken.

Sollte es zum Gau kommen, bestimmen der Wind und die Meeresströmung, wie weit die Wolke zieht. Man kann aber davon ausgehen, dass sich die radioaktive Wolke extrem verdünnt hat, bevor sie andere Länder erreicht. Es wird keine großen Auswirkungen auf die Umwelt dort geben.

Auch hier spielt der Wind eine Rolle. Die Reisenden werden derzeit aber wohl keiner erhöhten Strahlung ausgesetzt. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte sich nach den Messwerten vor Ort erkundigen. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz gibt Auskunft.

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Die Landesregierung hat angeordnet, dass alle Waren, die aus Japan kommen, kontrolliert werden. So soll verhindert werden, dass kontaminierte Ware in den Handel gelangt.

Nein, ein Übertragungsrisiko besteht praktisch nicht. Die Mengen, die auf der Haut und der Kleidung lagern, sind so gering, dass die Übertragung minimal ist und keine Gefahr für die Gesundheit besteht. Nur Menschen, die extrem kontaminiert sind, sprich sich in Nähe des Kernkraftwerkes aufgehalten haben, können viel Radioaktivität weitergeben. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass jemand mit so hohen Messewerten unbemerkt durch die Kontrollen schlüpft.

Nein. Über dem Reaktor herrscht Flugverbot. Zudem fliegen die Maschinen in einer Höhe von 10 000 Metern. So hoch würde eine radioaktive Wolke nicht steigen.

Das kann man nicht genau sagen, da das radioaktive Jod und das Cäsium unterschiedliche Halbwertzeiten haben. Das Jod ist nach wenigen Wochen aus dem Körper verschwunden. Cäsium ist etwa nach 200 Tagen abgebaut. Jod schädigt die Schilddrüse. Cäsium setzt sich im Muskelgewebe, dann überall fest. Nach Tschernobyl stieg die Zahl der Schilddrüsenkrebsfälle. Die Auswirkungen des Cäsiums im Zusammenhang mit Tschernobyl sind noch unklar, da dort bislang keine erhöhte Krebsrate auf Grund von Cäsium registriert wurde. Aber das kann noch kommen.

Wenn sich eine große Menge radioaktiver Stoffe im Boden festgesetzt hat, dürfen dort keine Lebensmittel mehr angebaut werden. Nimmt ein Mensch radioaktive Stoffe mit der Nahrung auf, ist das schädlicher, als wenn er sich in der leicht kontaminierten Umgebung aufhält. Der Grund: Die Stoffe gelangen direkt in den Körper.

Der Richtwert bei Cäsium beträgt etwa 500 Becquerel pro Liter bzw. pro Kilo. Im Normalfall befindet sich überhaupt kein Cäsium in Lebensmitteln.