Wenn Sie mehr als Er verdient

Nicht alle Männer können damit souverän umgehen.

Düsseldorf. „Lass mal, ich übernehme die Rechnung“: Diesen Satz von einer Frau zu hören, ist keine große Sache. Doch in den meisten Partnerschaften ist immer noch der Mann der Großverdiener. Was passiert, wenn diese Rollenverteilung umgedreht wird?

Nicht alle Männer können souverän damit umgehen, wenn ihre Partnerin mehr verdient. Wird Geld zum Problem in einer Beziehung, geht es aber meist gar nicht um das Zahlungsmittel — sondern bringt das Rollenverständnis von Mann und Frau auf den Tisch.

„Geld ist ein symbolisches Medium, das mit Bedeutung versehen wird“, erklärt Caroline Ruiner vom Institut für Arbeitswissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum. Sie analysierte an der Uni Augsburg vier Jahre Daten aus dem Projekt „Gemeinsam leben, getrennt wirtschaften“, das die Rolle von Geld bei Doppelverdienerpaaren untersuchte. Dazu wurden 1.114 Paare interviewt.

Verdienen Frauen in einer Beziehung mehr, kann das bei Männern Existenz- und Versagensängste auslösen. „Sie haben dieses Bild im Kopf: ,Ich bin der Ernährer’“, sagt die Psychologin und Paartherapeutin Svenja Lüthge. Konflikte entstehen vor allem dann, wenn das Geld ohnehin knapp ist — und sie einen Tick mehr verdient als er. In dieser Konstellation könne ein sehr konservatives Rollenverständnis hervorbrechen: „Da muss man sich die Frage stellen ,Ist er auf Dauer der richtige Partner?’“, sagt Lüthge.

Wer das Gefühl hat, der Partner stichelt, muss Klartext reden. „Entweder die Besserverdienende setzt sich durch und kauft, was sie will. Oder sie bittet den anderen, es zu akzeptieren, wenn sie etwas Teures kauft“, sagt Lüthge.

„Es ist für die Balance ungünstig, wenn einer nur Geber, der andere nur Empfänger ist. Paare sollten diese Abhängigkeit abschaffen, indem sie für Ausgleich sorgen“, ergänzt der Coach und Psychologe Bernhard Broekman. So könnte der geringer Verdienende eine andere Rolle übernehmen und sich beispielsweise um die Familie oder das Haus kümmern.