Wie pflegt man Angehörige richtig?

Gesundheit: Die Pflegekassen bieten kostenlose Kurse für die betreuenden Verwandten an.

Berlin. Häusliche Pflege ist keine einfache Angelegenheit - und gute Pflege schon gar nicht. Viele Angehörige werden mit dieser Situation von heute auf morgen konfrontiert und sind hilflos. Die Angst, etwas falsch zu machen, ist groß. Deshalb bieten die Pflegekassen zusammen mit verschiedenen Partnern kostenlose Kurse an - zur Vorbereitung, aber auch zur Begleitung im Pflegealltag.

"Wir empfehlen durchaus, einen solchen Kurs präventiv zu belegen, etwa dann, wenn eine Pflegesituation in der Familie absehbar ist", sagt Bettina König vom DRK Pflegeservice Müggelspree in Berlin. Nur wer weiß, was auf ihn zukommt, kann auch einschätzen, ob er das überhaupt leisten kann. Das hat maßgeblichen Einfluss auf die Organisation des Pflegealltags.

Der erste Ansprechpartner ist die Pflegekasse. "Die Pflegekasse hat vor Ort Vertragspartner wie Wohlfahrtsverbände, Kirchen oder private Anbieter", erklärt Juliane Diekmann, Pflegewissenschaftlerin bei der Barmer Ersatzkasse in Wuppertal. "Die Pflegekurse sind für die Kursteilnehmer kostenlos." Das gilt auch, wenn der Kursteilnehmer oder der zu pflegende Angehörige bei einer anderen Pflegekasse ist.

Wer sich für einen Kurs bei einem Vertragspartner der Pflegekasse entscheidet, hat mit der Finanzierung nichts zu tun. Anbieter und Kasse rechnen untereinander ab. Möglicherweise gibt es am Ort aber auch Anbieter, mit denen die Pflegekasse keinen Vertrag hat, die dem Interessenten jedoch geeigneter erscheint, zum Beispiel, weil der Ort des nächsten Kurses besser passt. In einem solchen Fall sollte vor der Anmeldung mit der Pflegekasse besprochen werden, ob sie die Kosten trägt.

"Ein allgemeiner Pflegekurs umfasst in der Regel 24 Unterrichtseinheiten, also 18 Zeitstunden", erklärt Bettina Tews-Harms, die in Berlin Fortbildungen anbietet. Je nach Veranstalter finden diese mehrere Wochen lang an einem bestimmten Wochentag statt. Es gibt jedoch auch Blockseminare am Wochenende. Ein Schwerpunkt des Pflegekurses ist die Vermittlung von fachlichen Kenntnissen. "Es geht zum Beispiel um typische Krankheitsbilder, Fragen der Ernährung, Dekubitus-Prophylaxe, Transfer vom Bett in den Sessel sowie die Lagerung", erklärt DRK-Expertin König. Großen Raum nehmen dabei praktische Übungen ein.

Auch aus psychologischer Sicht ist ein solcher Kurs wichtig, gerade für diejenigen, die bereits pflegerisch tätig sind. "Sie können sich selbst und ihre täglichen Handgriffe überprüfen und Sicherheit gewinnen", sagt König. "Sie erhalten aber auch Wertschätzung für die Leistung, die Kraftanstrengung, welche sie täglich erbringen, und können sich mit anderen Betroffenen austauschen." "Ein solcher Grundkurs ist meist nur der erste Schritt", sagt Tews-Harms, die einen Pflegedienst leitet. Die ideale Ergänzung sei eine Schulung zu Hause. Schließlich ist es etwas anderes, ob der Pfleger einen willigen, beweglichen Modellpatienten vom Bett in den Rollstuhl hebt oder einen körperlich beeinträchtigen Angehörigen. Zu Hause kann der Kursleiter individuell auf die Bedürfnisse eingehen. Die Modalitäten dieser häuslichen Schulungen sind von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich und müssen vorab mit der Pflegekasse geklärt werden.

Darüber hinaus bieten die Pflegekassen Spezialkurse an. "Schwerpunkt ist die Themen Pflege von Demenzkranken. Aber es gibt auch Kurse für die Pflege von Schlaganfall- oder Multiple-Sklerose-Patienten. Bislang werden die Kurse allerdings nur von einem Bruchteil der pflegenden Angehörigen genutzt.