Bahntickets werden deutlich teurer

Berlin (dpa) - Vor einem Jahr hatte die Deutsche Bahn noch auf Fahrpreiserhöhungen in den Fernzügen verzichtet. Das soll aber eine Ausnahme bleiben. Jetzt erhöht der Konzern die Preise - und will so sogar etwas nachholen.

Zugfahren mit der Deutschen Bahn wird wieder teurer. Zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember erhöht der bundeseigene Konzern die Preise im Fernverkehr um durchschnittlich 3,9 Prozent. Im Nahverkehr werden durchschnittlich 2,7 Prozent mehr verlangt. Zu Begründung verwies der für den Personenverkehr zuständige Bahnvorstand Ulrich Homburg am Donnerstag (13. Oktober) auf deutlich gestiegene Personal- und Energiekosten.

Neue Preise gibt es auch für Sitzplatzreservierungen. Sie kosten künftig in der 1. und 2. Klasse einheitlich 4 Euro, gleich, ob man im Internet, am Automaten oder im Reisezentrum bucht. Damit wird die Reservierung beim Fahrkartenkauf am Automaten oder im Internet für die 2. Klasse um 1,50 Euro teurer, im Reisezentrum dagegen um 0,50 Euro billiger.

Auch für Bahncards müssen Bahnkunden tiefer in die Tasche greifen. Nach drei Jahren Preisstabilität kostet die Bahncard 25 in der 2. Klasse künftig 59 Euro und damit zwei Euro mehr als bisher. Die Bahncard 50 wird um 10 auf 240 Euro angehoben. Für die ermäßigte Bahncard 50 verlangt die Bahn statt 118 dann 122 Euro.

Die Bahncard 100 kostet künftig 3990 Euro in der 2. Klasse und 6690 Euro in der 1. Klasse. Nicht teurer wird hingegen die ermäßigte Bahncard 25 für Schüler, Studenten und Senioren - hier bleibt es bei 39 Euro in der 2. Klasse und 78 Euro in der 1. Klasse. Auch die Jugend Bahncard 25 bleibe mit einer einmaligen Bearbeitungsgebühr von 10 Euro preisstabil, teilte die Bahn weiter mit.

Bahnkunden sind alljährliche Fahrpreisrunden gewohnt. Nur im vergangenen Jahr hatte der Bahnkonzern erstmals seit dem Jahr 2002 seine Preise im Fernverkehr einmal nicht erhöht. Bahnchef Rüdiger Grube hatte aber erst vor einigen Wochen deutlich gemacht, dass sich der Konzern einen solchen Verzicht nicht jedes Jahr leisten könne. Im Nahverkehr, mit dem sie das meiste Geld verdient, hatte die Bahn auch 2010 nicht verzichtet, sondern die Fahrpreise im Schnitt um 1,9 Prozent angehoben.

Dass die Preisanhebung zum 11. Dezember im Fernverkehr höher ausfällt als im Nahverkehr, begründete Homburg damit, dass es im Vorjahr für die Fernzüge keine Erhöhungen gegeben habe. Homburg sprach von einer moderaten Preiserhöhung, die deutlich unter der Kostenentwicklung der letzten zwei Jahre liege. Der Bahnvorstand verwies darauf, dass die Verbraucherpreise für Strom seit 2009 um 10,3 Prozent und für Superbenzin um 21,2 Prozent zugelegt hätten. Zudem müsse der Konzern die Entgeltsteigerungen 2010 und 2011 für das Personal im Volumen von insgesamt 4,3 Prozent sowie die Verbesserungen in der betrieblichen Altersvorsorge verkraften. In diesem Jahr will die Bahn beim Gewinn die Marke von zwei Milliarden Euro übertreffen. Gemeint ist das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit).

An den Sparpreisen im Fernverkehr will die Bahn nicht rütteln. Auch künftig sollen einfache Fahrten im ICE oder Intercity/Eurocity ab 29 Euro in der 2. Klasse und 49 Euro in der 1. Klasse sowie für Kurzstrecken ab 19 Euro angeboten werden. Derzeit machen nach Bahnangaben Sparpreise 28 Prozent aller Fernfahrten aus.

Im Nahverkehr wird unter anderem das Schöne-Wochenende-Ticket einen Euro teurer. Zudem geht die Umstellung bei den Länder-Tickets weiter. Teilweise gilt deren Preis nicht mehr pauschal für fünf Personen. In Baden-Württemberg etwa muss künftig der erste Reisende 21 Euro bezahlen, für bis zu vier erlaubte Mitreisende auf dem Ticket werden dann jeweils vier weitere Euro fällig. Das gleiche System gilt ab Mitte Dezember auch für das Länderticket in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Hier beträgt die Zuzahlung zu den 21 Euro jeweils 3 Euro. Nach Bahnangaben wird Bayern voraussichtlich 2012 auch auf dieses Preissystem umstellen.