Bergwacht: Alpen-Touren nach verregnetem Sommer besser planen
Bad Tölz (dpa) - Viele Wege in den Bergen sind nach wochenlangem Regen nass und matschig. Dennoch brechen in diesen Tagen viele Wanderer zu Touren in den Alpen auf. Die Bergwacht empfiehlt, hohe Bergstiefel zu tragen.
Und: Den Rucksack nicht zu voll packen.
Nach einem verregneten Spätsommer mit matschigen Wegen rät die Bergwacht zu einer noch besseren Routenwahl und Planung der Touren in den Alpen. „Bei den aktuellen Verhältnissen dürfte der klassische, eher hohe Bergstiefel die erste Überlegung sein“, sagte der stellvertretende Bergwacht-Geschäftsführer Thomas Griesbeck am Freitag (5. September) im Interview der Nachrichtenagentur dpa. Leichte Schuhe kämen in schlammigem Gelände schnell an ihre Grenze. Die Bergwacht mit Sitz in Bad Tölz ist für den Rettungsdienst in den Alpen zuständig. Über 4000 ehrenamtliche Helfer leisten jährlich rund 12 000 Einsätze.
Der Spätsommer war einigermaßen verregnet. Entsprechend nass sind viele Wege in den Bergen. Können Sie vor diesem Hintergrund Wanderungen überhaupt empfehlen?
Thomas Griesbeck: Mit Empfehlungen ist das immer so eine Sache. Klar ist: Trotz der starken Niederschläge der vergangenen Wochen beginnt jetzt die Wandersaison in den Bergen. Feste und felsige Wege trocknen schnell und bieten meist guten Halt, steilere, erdige Pfade sind hingegen rutschig und teils tief durchweicht. Wir empfehlen daher eine vorausschauende Tourenwahl und Planung.
Braucht es noch besseres Schuhwerk als sonst für Bergtouren auf matschigen Wegen?
Thomas Griesbeck: Das Schuhwerk hat sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt. Teils sind spezielle Schuhe für spezielle Sportarten in den Bergen entstanden. Bei den aktuellen Verhältnissen dürfte der klassische, eher hohe Bergstiefel die erste Überlegung sein. Leichte Zustiegsschuhe sind im schlammigen Gelände schnell an der Grenze.
Worauf ist bei der Kleidung ansonsten zu achten?
Thomas Griesbeck: Gerade im Herbst haben wir in den Bergen teils starke Temperaturschwankungen. Ist es mittags noch sommerlich warm, so haben wir am Abend und in der Nacht bereits unter null Grad Celsius. Gute Kleidung hilft, damit umzugehen. Leichte Funktionswäsche zum Wechseln gehört ebenso dazu wie eine regendichte Oberschicht. Auch Mütze und Handschuhe sollten nicht fehlen.
Was gehört in den Wanderrucksack?
Thomas Griesbeck: Es kommt natürlich immer darauf an, was man sich vorgenommen hat. Meist ist es Kleidung und Proviant für die Tour, dazu Karte, eventuell ein GPS-Gerät und auch ein Mobiltelefon. Sehr bewährt haben sich Taschen- oder Stirnlampen, viele erfahrene Berggeher haben auch ein Feuerzeug und ein Mehrzweckwerkzeug in Taschenmessergröße dabei. Man sollte jedoch beim Packen des Rucksacks auf das Gewicht achten, denn jedes unnötige Kilogramm ist eine zusätzliche Belastung.
Die Wettervorhersagen werden immer präziser, mit Apps kann sich jeder die Prognose aufs Smartphone holen. Ist Verlass auf die Vorhersagen?
Thomas Griesbeck: Grundsätzlich werden die Wetterprognosen immer besser. Allerdings sind es in den Bergen gerade die schnellen Wetterwechsel, die zu bedrohlichen Entwicklungen und Situationen führen können. Wetter-Apps benötigen Onlineverbindung, um aktuell zu sein, manchmal fehlt jedoch die erforderliche Netzanbindung in den Bergen. Man sollte daher auf einen Wetterumschwung vorbereitet sein und mindestens so aufmerksam auf Anzeichen am Himmel achten wie auf Hinweise des mitgeführten Smartphones.
Kann jeder Naturfreund aufs Geratewohl losmarschieren oder empfehlen Sie Fitnessübungen vor der Bergtour?
Thomas Griesbeck: Jede Tour hat ihren Charakter. Leichte Wanderungen erfordern sicherlich keine Fitnessübungen im Vorfeld. Alpinistische Kletterrouten lassen sich hingegen ohne Training, Vorbereitung und Erfahrung kaum meistern. Wichtig sind auch hier die ehrliche Selbsteinschätzung und die passende Ausrüstung.
Wohin geht der Trend am Berg? Eher leichte Wanderungen oder anspruchsvolle Touren?
Thomas Griesbeck: Der Trend am Berg geht in die Berge, von Jahr zu Jahr steigen die Zahlen in allen Bereichen. Aus dieser breiten Entwicklung stechen als Spitzenläufer on top noch die Bergläufer und Trailrunner heraus.