Fast alle Ägypten-Urlauber wieder zu Hause
Berlin (dpa/tmn) - Wegen der Unruhen in Ägypten halten sich nur noch sehr wenige deutsche Urlauber am Roten Meer auf. Die deutsche Reisebranche bangt. Sie will das Land als wichtiges Urlaubsziel behalten.
Doch das dürfte schwierig werden.
Selbst für den Fall, dass die Unruhen in Ägypten enden und das Auswärtige Amt seine Sicherheitshinweise deutlich entschärfen sollte, dürfte das Land nicht sehr schnell zur touristischen Normalität zurückkehren. Dass dann „alle Leute vor den Reisebüros stehen und nach Ägypten wollen, das glaube ich nicht“, sagte Hans-Gustav Koch, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Reiseverbands (DRV).
Es werde Zeit brauchen, bis der Urlaubsreiseverkehr nach Ägypten und ins ebenfalls von Unruhen geschüttelte Tunesien wieder „hochgefahren“ worden ist. Derzeit gilt für Ägypten eine Teilreisewarnung des Auswärtigen Amtes. Sie betrifft Kairo, Alexandria und Suez. Von Reisen in andere Landesteile samt der Tourismusgebiete am Roten Meer rät das Ministerium „dringend“ ab. Reiseveranstalter wie Tui, Thomas Cook/Neckermann, Alltours, FTI und die Rewe-Pauschaltouristik (ITS, Jahn Reisen, Tjaereborg) haben alle Abflüge bis 28. Februar gestrichen.
Viele bieten darüber hinaus kostenlose Umbuchungen bis kurz vor die Zeit der Osterferien an. Für Freitag (11. Februar) hat Ägyptens Opposition erneut einen „Marsch der zehn Million“ gegen das Regime von Präsident Mubarak angekündigt. Der Blick der Veranstalter richtet sich für den Fall, dass sich die Lage beruhigt, bereits auf die Wintersaison 2011/12. Ägypten sei kein typisches Sommerziel, sagte Koch. „Da ist es am Roten Meer sehr, sehr heiß. Aber wir müssen über den Sommer versuchen, gemeinsam mit den Ägyptern und Tunesiern den Tourismus wieder anzukurbeln, so dass wir zumindest im nächsten Winter wieder da sind, wo wir heute waren.“ Nach Ägypten flogen zuletzt etwa 1,2 Millionen Deutsche pro Jahr.
Die Buchungen hielten sich „im Augenblick natürlich in Grenzen“. Es hänge nun „sehr von den Ägyptern selber ab, wie viel Vertrauen sie wieder in ihr Land schaffen können.“ Grundsätzlich gebe es weiterhin Interesse an Urlaub am Roten Meer und am Nil: „Ägypten ist ein relativ preiswertes Reiseziel. Es gibt im Winter zwar Alternativen, aber das Preisniveau Ägyptens ist schwierig zu erreichen“, so Koch.
Für den Fall, dass die Unruhen weitergehen und die touristischen Einrichtungen am Roten Meer ungenutzt bleiben, werde den Hoteliers „wohl nichts übrigblieben, als die Leute nach Hause zu schicken“, erklärte der DRV-Manager. In Ägypten lebten 1,5 Millionen Menschen unmittelbar und 2,5 Millionen mittelbar vom Tourismus, „dann rollt da ein großes soziales Problem auf dieses Land zu.“ Schwierigkeiten bekämen aber auch deutsche Reiseveranstalter, die in Ägyptens Hotellerie investiert haben: „Hier geht es auch um Geld, das kann man offen sagen.“ Wenn es nicht gelingen sollte, in den kommenden Wochen „zumindest wieder anzufangen, Touristen nach Ägypten zu bringen, dann wird die Situation für das Land sehr, sehr schwierig“, sagte Koch.
Am Donnerstag seien erneut mehrere Maschinen leer von Deutschland zu Flughäfen wie Hurghada und Scharm el Scheich geflogen, um regulär heimreisende Touristen abzuholen, sagte Koch. Für Freitag sei noch ein Flug mit Air Berlin angesetzt. Der Ferienflieger Condor will am 14., 17., 21., 24. und 28. Februar noch einmal von Frankfurt/Main und München nach Hurghada und Scheich el Scheich und zurück fliegen.
Trotz des „dringenden“ Abratens durch das Auswärtige Amt: In geringer Zahl brechen auch jetzt noch Reisende zu den Zielen am Roten Meer auf, erklärte Condor-Sprecher Johannes Winter. Auch von denen, die schon dort waren, als die Großveranstalter ihre Reisen stoppten, hätte einige wenige bleiben wollen, sagte DRV-Sprecherin Sibylle Zeuch. Wie viele genau es sind, sei aber nicht erfasst worden. Anfang Februar hatte der DRV von 30 000 Gästen in der Region gesprochen. Von denen sind die allermeisten inzwischen aber längst zuhause.