Mal eben nach... Bei den Reiseempfehlungen für ein Wochenende geht es diesmal um die Hauptstadt Oberösterreichs Genuss und Lebensart im lässigen Linz
Nach Linz reist man am besten mit der Bahn. Der ICE braucht planmäßig ab Düsseldorf oder Köln mit einem Umstieg sechs bis acht Stunden Fahrt. Dann ist man aber auch direkt drin im Herzen von Linz, Oberösterreichs Landeshauptstadt mit den kurzen Wegen.
Das Herz schlägt am Hauptplatz, einem der schönsten Plätze Europas. Wie an einem Perlenkranz reihen sich die Häuser der Bürger und Kaufleute mit ihren barocken Fassaden aneinander. In der Mitte die prächtige Dreifaltigkeitssäule und das alte Rathaus, im Hintergrund der Alte Dom. Über die Jahrhunderte wurden hier kostbare Waren gehandelt und umgeschlagen - Glas aus Böhmen, via Venedig Schätze des Orients, und nicht zuletzt „Weißes Gold“ aus dem Salzkammergut.
In den gepflasterten Innenhöfen lässt sich noch erahnen, wie in den Remisen Pferde, Fuhrleute und Wagen über Nacht ein Dach über dem Kopf fanden. Ab 1825 wurde die erste Pferde-Eisenbahn gebaut, die - über eine hölzerne Donaubrücke - auf Schienen Linz mit dem südböhmischen Budweis verband - 128 Kilometer, Reisezeit zweieinhalb Tage.
Vom Hauptplatz führen viele Wege zu Orten, die sich der Besucher nicht entgehen lassen sollte. Wenige Meter durch die Hofgasse geht es in die Altstadt, die so gar nichts mit Altstädten im lärmenden Rheinland zu tun hat. Man steht an Tischen beisammen, trinkt sein Viertele Wein oder sein Bier, ist fröhlich und benötigt dazu keine Druck-Beschallung. Über steinerne Treppen, die in Österreich Stiegen heißen, erreicht der Besucher das Linzer Schloss, das nach Stadtbrand und Verfall 2009 wieder in neuer Pracht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Rechtzeitig zur Erhebung von Linz zur Europäischen Kulturhauptstadt 2009.
Wer wissen will, wie die Menschen in und um Linz über die Jahrhunderte gelebt haben, findet im Schloss-Komplex das oberösterreichische Universalmuseum mit Sammlungen aus Natur, Kunst, Technik - und - ein besonderes Juwel - eine umfangreiche Ausstellung schöner, alter Weihnachtskrippen.
Nur ein paar Minuten entfernt, über die Donaubrücke, hat die Zukunft bereits begonnen. Im Ars Electronica Center trifft der Besucher der Jetztzeit auf eine digitale Zukunft, die längst begonnen hat, und auf Künstliche Intelligenz, mit der Kinder heutzutage wie selbstverständlich aufwachsen.
Für 4- bis 8-jährige gibt es ein Kinderforschungslabor, in dem die Jüngsten unter Anleitung spielerisch die Welt entdecken - die analoge wie die digitale. Wie „denken“ Maschinen, wie bringt man ihnen bei, menschliche Sprache, Mimik, handwerkliches Geschick weiter zu entwickeln? Für erwachsene Zeitgenossen hoch-spannend ist die Antwort auf die Frage, wie so genannte Fakes in Medien wie Werbung, Film oder Fernsehnachrichten zustande kommen. Wer will, kann mit fachlicher Unterstützung am Bildschirm selbst Gesichter in Einzelteile zerlegen und verändert wieder zusammenbauen. Man kann Stimmen verändern, Ereignisse und Umfelder austauschen. Eine erstaunliche Lektion für Menschen, die unkritisch all dem Glauben schenken, was ihnen das Internet heutzutage ins Haus liefert.
Der Autor reiste mit Unterstützung von Oberösterreich-Tourismus und Tourismusverband Linz