Kolumne Gute Reise Das Ticket nach Suffragette

Von Claudia Kasemann

Wuppertal

Foto: Schwartz, Anna (as)

„Tube“, Underground, das ist die  Londoner U-Bahn, klar.  Seit 2007 gibt es aber auch den „Overground“, eine S-Bahn. Zur besseren Orientierung  erhalten diese sechs Linien nun eigene Farben und Namen.

Soweit, so vernünftig, möchte man meinen. Aber jetzt kommt der Clou:  Die neuen „Identitäten“ der Overground-Linien würdigen lokale Geschichte und Kultur, sagte Bürgermeister Sadiq Khan zum Projekt. So bezieht sich die  gelbe „Lioness“ (Löwin) getaufte Verbindung von Euston nach Watford Junction auf den Spitznamen der englischen Frauen-Fußballnationalmannschaft - die „Lionesses“. Die blaue „Mildmay“-Linie von Stratford nach Richmond ehrt mit ihrem Namen das  in den 1980er Jahren für  HIV-Behandlungen wichtige Krankenhaus Mildmay Mission Hospital. „Suffragette“ heißt die grüne Linie  von Gospel Oak nach Barking Riverside. Der Name bezieht sich auf die Suffragetten, Vorkämpferinnen für Frauenrechte zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Natürlich gab es schon Kritik, wie der Guardian berichtet: Die Übersichtskarte sei verwirrend, und Touristen könnten mit den Begriffen wenig anfangen. Zu teuer sei das Ganze auch, rund 6,3 Millionen Pfund (7,37 Mio. Euro). 

Vielleicht hätte man die Linien ganz schlicht nach den Zielbahnhöfen benennen sollen,  damit sich kein Besucher fragt, wo denn in London „Suffragette“ liegt. Aber das wäre zu einfach – und unenglisch öde.