Kolumne Gute Reise Eintritt ins Museumsdorf

Von Claudia Kasemann

Wuppertal

Foto: Schwartz, Anna (as)

Rialto gucken und zahlen: Als weltweit erste Stadt verlangt Venedig von Tagesbesuchern nun Eintritt: fünf Euro sind pro Nase zu berappen – geradezu ein Spottpreis, verglichen mit den Kursen für kommerzielle Freizeitparks – die allerdings meist besser in Schuss sind als das geschundene Venezia. Die Lagunenstadt mit ihren gerade einmal noch 50 000 „echten“ Einwohnern will zwar kein Museumsdorf sein, ist es faktisch aber irgendwie doch. Und ächzt unter dem Ansturm von geschätzten 15 Millionen Besuchern jährlich. Das Geld soll langfristig auch dem Erhalt der Bausubstanz zugute kommen, was wünschenswert wäre, aber wie ein Tropfen auf den heißen Stein anmutet. Eine Erhöhung der örtlichen „Kurtaxe“ wäre auch überlegenswert, aber daran wagt man sich wohl doch nicht.

Laut dpa erklärten Venedig-Besucher in Straßenumfragen fast ausnahmslos, sich durch den Eintritt nicht vom Eintritt abhalten lassen zu wollen. Warum auch? Preislich entspricht er kaum einem Cappuccino im Centro Storico und könnte ohne Auswirkungen auf die Gästezahlen vermutlich verdoppelt – ach was, verdreifacht – werden.

Übrigens klagen offenbar fast alle Touristen darüber, dass es in der Stadt zu viele Touristen gebe. Aktuell muss niemand wegen Überfüllung draußen bleiben, denn eine Obergrenze gibt es Medienberichten zufolge weiterhin nicht. Dafür aber jede Menge Ausnahmen. Unter anderem für einen prominenten Besucher Venedigs: Papst Franziskus hat freien Eintritt.