Kolumne Gute Reise Charakterstärke

Von Claudia Kasemann

Wuppertal

Foto: Schwartz, Anna (as)

Auf dem Kutter nach Helgoland bei haushohen Wellen und Windstärke 8? Kein Problem für den Vater selig, der vor vielen Jahren als junger Mann entspannt an der Reling stand und seelenruhig ein hartgekochtes Ei verzehrte, während um ihn herum grüngesichtige Mitpassagiere die Fische fütterten. Gern wurde diese Erinnerung bei Familienfeiern aufgetischt, sehr zum neidlosen Amüsement der wenig schifffahrtbegeisterten Mutter.

Seefest sein, das ist Charakterstärke, so kam es den Kindern vor, also erstrebenswert. Und siehe da, weder schaukelnde Überfahrten von Calais nach Dover noch ein denkwürdiger Sturmtrip zwischen Neuseelands Inseln konnten die heranwachsende Tochter beeindrucken. Klar, ganz der Papa!

Aber, wie das so ist mit Arroganz und Ahnungslosigkeit, irgendwann kommt der Denkzettel. Die achterbahnartige Yacht-Exkursion vor der portugiesischen Atlantikküste lehrt drei Dinge: Schlecht werden auf See kann jedem jederzeit. Seefestigkeit hat nichts Disziplin zu tun. Schluckweise Mineralwasser mit ordentlich Kohlensäure zu trinken, ist ein guter Tipp erfahrener Skipper. Dabei schön den Horizont im Auge behalten und nicht den Humor verlieren.